Naomi Wood: Als Hemingway mich liebte
Mittwoch, 13. April 2016
Nach Madame Hemingway nun das zweite Buch, das ich über Hemingway bzw. seine Frauen gelesen habe.
Madame Hemingway hat mir so gut gefallen, dass ich große Lust auf dieses Buch hatte. Leider hat dann aber dieses Buch fast dazu geführt es vorzeitig wegzulegen.
Naomi Wood hat einen Roman über die vier Frauen Hemingways geschrieben. Jeder Frau widmet sie nahezu die gleiche Seitenanzahl. Erzählt wird hauptsächlich von der Zeit, als eine Beziehung zu Ende geht und eine neue Frau in Erscheinung tritt. Lediglich Mary, die vierte Frau hat keine Nachfolgerin. Sie muss den Tod ihres Mannes akzeptieren.
Aber am Ende seiner Ehen ging es nie nur um zwei Personen. Nein, …, es ist stets ein Dreierspiel, und dabei gewinnt immer nur einer.
Anhand von Briefen und vielen anderen Quellen versucht die Autorin uns Lesern ein Bild vom Leben Hemingways und seiner vier Frauen zu vermitteln.
Ich bin mir nicht sicher, ob ihr das gelungen ist. Die Gedanken der Frauen können so gewesen sein. Sie können aber auch ganz anders gewesen sein.
Gerade der Anfang hat mich sehr gelangweilt. Aber das liegt daran, dass der erste Teil Hadley Hemingway gewidmet ist und ich durch das Lesen von „Madame Hemingway“ nichts neues erfuhr. Aber ich hoffe auf die anderen drei Frauen und werde nicht enttäuscht. Alle Frauen werden sehr unterschiedlich dargestellt. Jede Frau schreibt aus ihrer persönlichen Sicht. Das ist vor allem daher interessant, da man das Ende und den Anfang einer Beziehung aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt bekommt.
Die Orte der Handlung sind Paris, Südfrankreich, Key West, Kuba und Idaho.
Hemingway kommt nicht gut weg in diesem Buch. Auf der einen Seite ist er wahnsinnig anziehend für Frauen – warum das so ist, will mir allerdings nicht recht einleuchten – auf der anderen Seite ist er launisch, depressiv, alkoholabhängig. Er kann nicht alleine sein, er heiratet seine neue Frau immer nur wenige Wochen nach der letzten Scheidung. Aber die Ehe scheint ihm wichtig zu sein. Die Frauen wollen gar nicht immer unbedingt sofort heiraten, aber Hemingway bekniet sie förmlich.
Das sollte nicht überraschen, schließlich war der unbeweibte Ernest immer ein Schriftsteller, der sich nach einer Ehefrau verzehrte.
Kurz vor seinem Tod sagt er zu seiner Frau:
Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich alles wiederholt. Ich setze die Nadel an der gleichen Stelle und beim gleichen Stück auf, aber ich erwarte, etwas anderes zu hören.
Dieses Zitat ist sehr bezeichnend für sein Leben. Mit jeder Frau hofft er auf ein neues Glück. Nie habe ich das Gefühl, dass er für eine Ehe kämpft, außer bei der Eheschließung. Er ist seiner Zeit voraus. Zu Hemingways Lebzeiten waren viele Trennungen und Ehen noch nicht üblich. Das entwickelt sich erst viel später. Heute rechnet man fast schon bei der Hochzeit damit (rein statistisch gesehen), dass die Ehe mit einer Scheidung endet. Vielleicht ist dieses ein gutes Buch, um sich ein wenig intensiver mit dem Erhalt einer Beziehung und Ehe zu beschäftigen. Jeder, der sich trennt, hofft danach auf eine neue bessere Beziehung. Manchmal funktioniert das! Häufig aber nicht!
Fazit
Ein Buch, das mich nur sehr langsam gefesselt hat, dann aber so, dass ich es nicht für zwei Tage Buchmesse zu Hause lassen wollte. Auch wenn es keine Biografie ist, bekommt der Leser doch sehr viele Informationen über Hemingways Leben.
Mich hat dieses Buch sehr motiviert, mich mehr über Hemingway zu informieren. Und ich werde mal wieder ein Buch von ihm lesen. Habt ihr was von ihm gelesen? Welches hat euch gefallen und welches sollte ich auf jeden Fall gelesen haben?
Meine Eltern waren große Hemingway-Fans, deshalb kam ich relativ zeitig mit ihm und auch Literatur über ihn in Berührung. Empfehlen kann ich „Wie es war“ von Mary Welsh Hemingway, also seiner letzten Frau. Das sind immerhin Informationen aus „erster Hand“, über seine letzten Jahre, die Ehe und seine Krankheit/psychischen Probleme. Das Buch ist ein relativ dickes Hardcover und hat mich damals schwer beeindruckt. Es ist allerdings um 79/80 erschienen und leider nur noch antiquarisch erhältlich.
Vielen Dank für deine Rezension, das klingt mir alles sehr…hm…fiktiv. Ich hatte das Buch auch schon fast auf meiner Wunschliste, habs aber nach deiner Rezension gestrichen.
Das klingt sehr interessant. Danke für den Tipp. Werde mal schauen, ob ich das Buch auftreiben kann. Das wären wirklich Informationen aus erster Hand. Habe gerade noch mal nachgeschaut, es wird im Nachwort erwähnt.
Mir hat das Buch auch wirklich gut gefallen! Von Hemingway selbst hab ich bisher erst ein paar Sachen gelesen, aber davon fand ich „Fiesta“ am besten. Das kann ich wirklich empfehlen und es trägt autobiographische Züge in sich. Auf meiner Leseliste steht außerdem immer noch „Paris – ein Fest fürs Leben“.
Viele Grüße
Ja, „Fiesta“ könnte ich mir auch gut vorstellen. Das hat er ziemlich zu Anfang geschrieben, als er in Paris lebte. Davon ist bei „Madame Hemingway“ intensiv die Rede. Danke für deinen Tipp.
Hallo!
Ich fand das Buch auch ganz großartig und möchte demnächst „Madame Hemingway“ lesen, weil ich Lust auf mehr habe. Von Hemingway habe ich bisher „Der alte Mann und das Meer“ (gar nicht mein Fall) und „Paris – Ein Fest fürs Leben“ (ganz großartig) gelesen. Ich kann mich also noch nicht entscheiden, ob Hemingway und ich literarisch zusammenpassen. (-;
Viele Grüße, Ramona
Madame Hemingway wird dir sicher gefallen. Jetzt sind hier so viele unterschiedliche Empfehlungen gekommen, da muss ich wohl mal in der Bücherei alle vorhandenen Bücher holen und einfach anlesen.
Lg Astrid
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, vor allem durch die Art, wie es geschrieben ist. Allerdings habe ich mich anfangs über den Macho Hemingway geärgert und darüber, was ’seine‘ Frauen sich gefallen lassen. Später hat er mir nur noch Leid getan. Das schmälert aber nicht Naomi Woods Verdienst, alles sehr nachvollziehbar romanhaft dargestellt zu haben.
Früher habe ich mal ‚Der alte Mann und das Meer‘ gelesen und fand es langweilig. Vielleicht nehme ich mir mal ‚Paris – ein Fest fürs Leben‘ vor.
LG, Ingrid
Ja, ich war auch froh, dass seine 3. Ehefrau etwas tougher dargestellt wurde als die beiden davor!
Vom alten Mann und dem Meer ist hier keiner angetan. Warum ist es dann nur das erste Buch, dass mir bei Hemingway einfällt?
Ich denke, weil es mit seinem Nobelpreis in Zusammenhang steht und weil es das letzte Werk war, was zu seinen Lebzeiten erschien. Es war wohl entscheidend dafür, dass er den Nobelpreis bekommen hat. Ich finde es nicht schlecht, aber irgendwie …na, also heute würde man sagen „gehyped“. Eine ruhige, nachdenkliche Geschichte, mehr aber auch nicht. Ich hab den Bohei darum auch nie kapiert.