Jo Nesbø: Das Nachthaus
Sonntag, 12. November 2023

Vielschichtiger Gruselroman
Richard, ein 14 jähriger Teenager, der in der kleinen Stadt Ballantyne lebt, spielt gemeinsam mit seinem Freund Tom einen Telefonstreich, der tödlich endet.
Niemand will ihm glauben, was er dabei gesehen hat. Gaz im Gegenteil. Richard wird beschuldigt, Tom etwas angetan zu haben, weil seine Geschichte sich einfach ausgedacht anhört, denn sie ist total verrückt.
In Ballantyne gibt es noch den angsteinflößenden Spiegelwald und ein verwunschenes Haus, das Nachthaus, welches dem Buch seinen Titel gab. Dort hofft Richard die Antwort auf die Ereignisse in der Kleinstadt zu finden.
Mysterythriller
Das hört sich auch ein der Zusammenfassung des Romananfangs an wie ein Buch von Stephen King. Jugendliche, die sich sehr mysteriösen Phänomenen gegenübersehen und Erwachsene, die das alles abtun. Im ersten Teil des Buches dachte ich, ich hätte ein Jugendbuch erwischt. Der Film „Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“ (nach einem Roman von Lois Duncan) kam mir auch häufiger in den Sinn.
Vielleicht kann dieses Buch am ehesten dem Genre Mysterythriller zugeordnet werden. Wer also einen Krimi al la Harry Hole erwartet hat, bekommt es mit einer anderen Art Roman zu tun. Allerdings lassen die Cover anderer Aussagen keinen Zweifel am Genre zu, dort tropft das Blut aus einem Telefonhörer…
Vielseitig
Jo Nesbø verdient vielleicht am meisten mit seinen Krimis, doch darauf lässt er sich nicht reduzieren. Er ist zum Beispiel auch mit Kinderbüchern sehr erfolgreich. So kann ich mich an eine Autofahrt erinnern, bei denen wir mit den Kindern das Hörbuch „Doktor Proktors Pupspulver“ sehr amüsiert gehört haben. Auch hat er sich mal an einer Nacherzählung von Shakespeares Macbeth versucht.
Ich mag es, wenn Autoren mal versuchen andere Wege zu gehen und nicht alles nach Schema F schreiben.
Vielschichtig
Das Buch Nachthaus gliedert sich in drei Teile. Das Personal ist in den drei Abschmitten gleich, doch es werden drei sehr unterschiedliche Geschichten erzählt. Inhaltlich kann ich leider nicht mehr verraten, denn ich will ja niemandem die Spannung nehmen.
Alles baut aufeinander auf und doch verändert jeder Teil die Sichtweise wieder völlig. Teil zwei und drei sind auch eindeutig kein Jugendbuch mehr, die handeln von Erwachsenen und ist auch für diese Zielgruppe gedacht.
Nicht zuletzt wurden die drei Teile durch zwei Sätze verbunden, die in allen drei Teilen vorkommen:
„D-d-d-du spinnst doch“, sagte Tom. Er musste Angst haben, dachte ich, denn er stotterte genau einmal mehr als sonst.
Zugleich bilden diese Sätze den Beginn und das Ende des Romans. Eine gelungene Umrahmung, wie ich finde.

Als ich noch im ersten Teil steckte, war ich nicht so begeistert vom Buch. Es war spannend, aber es erschien mir nicht sehr originell. Das änderte sich im zweiten Teil, im dritten war ich dann total perplex. Mit diesen Entwicklungen habe ich einfach nicht gerechnet.
Da ich einfach nicht mehr über den Inhalt verraten möchte, um dem Buch nicht die Spannung zu nehmen, fasse ich mich diesmal kurz ;).
Fazit
Das Nachthaus von Jo Nesbø ist ein kurzweiliger Mysterythriller mit der passenden Portion gruseliger und auch ekliger Szenen. Durch den intelligenten Aufbau hat der Roman seine ganz eigene Stärke und Pointe. Empfehlenswert für begeisterte Stephen King LeserInnen.
