Joachim B. Schmidt: Kalmann
Mittwoch, 23. September 2020
Hörbuch, gelesen von Timo Weisschnur
Das Buch Kalmann führte mich in den Norden von Island. Ein kleiner Ort, der ums Überleben kämpft, ist die Heimat von Kalmann. Ein besonderer junger Mann, er ist der letzte Grönlandhaijäger, wird oft scherzhaft als Sherriff von Raufarhöfn bezeichnet. Er fühlt sich dort wohl, das Einzige was ihm fehlt, ist eine Frau. Auf der Jagd nach einem Polarfuchs findet er eine Blutlache, gleichzeitig wird ein Mann aus dem Ort vermisst.
Nach Island möchte ich auch unbedingt mal. Andere waren schon dort, wie zum Beispiel Christine, meine Bloggerkollegin von Krimi und Keks. Sie hat sich diesen Sommer ihren Reise-Lebenstraum erfüllt und ist durch Island gereist. Dazu hat sie eine Beitragsreihe veröffentlicht und mir die schönen Islandfotos für meinen Beitrag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Ich habe das Hörbuch auf der Fahrt in den Urlaub gehört. Es ging ins Allgäu. Das Buch reichte fast für die Hin- und Rückfahrt (knapp 9 Stunden Laufzeit). Ich gebe hier meinen Höreindruck im Zusammenhang mit der Fahrt wieder. Da ergibt so eine Art Hörtagebuch.
Kilometer 18
Wir wohnen im Süden von Köln, auf die A3 Richtung Süden kommen wir nach ca. 18 km. Dieses Autobahnkreuz ist meist der Punkt, an dem wir unser Urlaubshörbuch starten.
Kalmann beginnt langsam und ruhig mit einer Vorstellung vom Verhältnis von Kalmann zu seinem Großvater. Da Kalmann ohne Vater aufwuchs und seine Mutter viel arbeiten musste, kümmerte sich der Großvater um den Jungen. Das Besondere an Kalmann ist, dass er ein wenig wie Forrest Gump ist. Oder wie nicht so nette Dorfbewohner sagen, er wurde mit „Fischsuppe im Kopf“ geboren. Er ist vielleicht etwas langsam und verliert unter Stress die Kontrolle über sich und neigt dann dazu sich selbst zu verletzen, doch im Großen und Ganzen kommt er gut klar und kann für sich selbst sorgen. Großvater brachte ihm viele Fertigkeiten bei, um sich selbst den Lebensunterhalt zu verdienen. Auch moralische Werte gab er ihm mit.
Kilometer 82
Anscheinend sind Polarfüchse in dieser Gegend von Island nichts was man unter Naturschutz stellt, sondern eher Schädlinge, für deren Beseitigung es sogar Prämien gibt. Kalmann ist gut in der Jagd. Er versucht sich in die Beute hineinzuversetzen. In diesem Fall soll er nach Schwarzkopf suchen, einem Fuchs, der im Ort für Missmut sorgt. Kalmann stapft durch den Schnee und erzählt uns dabei mehr über sein Leben. So zum Beispiel über seinen besten Freund Nói. Sie haben sich allerdings noch nie persönlich getroffen, sondern kennen sich nur übers Internet, doch das entspricht ja dem Zeitgeist. Mehr stört Kalmann wohl, dass Nói es auch immer versteht die Webcam so einzurichten, dass Kalmann sein Gesicht noch nie sehen konnte. Er bezeichnet seinen Freund als Gegenstück, denn Kalmann hat einen starken Körper und Nói einen starken Geist. Sie ergänzen sich perfekt, zusammen wären sie unschlagbar.
Kilometer 109
Kalmann ab wird auch schon mal Sherriff von Raufarhöfn bezeichnet, denn er läuft gerne mit einem Cowboyhut, einem Sheriffstern und einer Pistole durch die Gegend. Alles hat er von seinem leiblichen Vater erhalten, der sonst aber keine Rolle in seinem Leben spielt. Diese Verkleidung nennt er seine „volle Montur“ und gibt ihm Sicherheit. Die Pistole, eine uralte Mauser, darf er tragen, weil niemand damit rechnet das sie noch funktionstüchtig ist. Allerdings hat Kalmann noch eine Schrotflinte, die er auch zu benutzen weiß. Mit Waffen scheint man dort recht locker umzugehen.
Kalmann sieht etwas außerhalb des Ortes eine große, tiefe Blutlache, mitten im Schnee. Sein Hirn schaltet irgendwie ab.
Kilometer 135
Kalmann hat von der Blutlache erzählt, die Polizei rückt an. Eine Polizistin, Birna, verhört ihn, geht aber recht sanft mit ihm um.
Kalmann ist übrigens 33 Jahre alt und hat mit 11 Jahren seinen ersten Fuchs erlegt.
Kilometer 158
Kalmann lebt von Fang und der Zubereitung von Grönlandhaien. Das daraus resultierende Gericht hat den wenig appetitanregenden Namen Gammelhai. Island ist ja mein Sehnsuchtsort, doch nach den Lebensmitteln, die in Büchern erwähnt werden, ist Kulinarik kein Grund um dorthin zu fahren. Als Vegetarierin wird es dort wohl nicht einfach werden.
Es kommt zu einer Szene, in der Kalmann starkem Stress ausgesetzt wird, er schlägt sich daraufhin selbst. Seine Gewaltausbrüche richten sich nach innen, gegen sich selbst. Heftig.
Kilometer 172
Der Großvater lebt inzwischen in einem Pflegeheim und ist stark dement. Kalmann bringt ihm bei Besuchen immer ein paar Stücke Gammelhai mit. Dieser muss ziemlich stinken. Kalmann macht den zweibesten Gammelhai, den besten hat früher der Großvater selbst hergestellt. Um den Opa besuchen zu können, braucht Kalmann immer eine Mitfahrgelegenheit. Öffentlicher Personennahverkehr scheint dort nicht zu existieren. Er kann zwar Autofahren, darf es aber nicht, weil er die theoretische Prüfung einfach nicht geschafft hat. So wird er abhängig von Nachbarn und Bekannten. Doch im Dort hilft man sich gerne. Meistens.
Kilometer 201
Robert McKenzie wird vermisst. Er ist der sogenannte Quotenkönig von Raufarhöfn. Früher florierte der Ort und gab vielen Menschen Arbeit in der Fischindustrie. Jetzt gibt es nur noch wenige Fischer und McKenzie besitzt die letzten Fangquoten. Er hat auch ein Hotel und versucht vom boomenden Islandtourismus zu profitieren.
Kilometer 284
Wir fahren auf die A8 und Kalmann nimmt uns mit auf eine Bootstour. Er will seine Fangleinen auslegen. Dafür hat er Köder vorbereitet. Gerne nimmt er dafür Pferdefleisch, dass er nach einem Geheimrezept mariniert. Hört sich auch nicht lecker an, soll ja aber auch den Grönlandhaien schmecken.
Das Buch ist kein Actionkrimi, sondern ist hat eine ruhige Erzählweise, die sehr gut zu einer Autofahrt passt.
Sprecher ist übrigens der Theater- und Fernsehschauspieler Timo Weisschnur. Es ist mein erstes Hörbuch mit dieser angenehmen Stimme. Die isländischen Namen musste ich allerdings nachlesen, denn durch die Aussprache hätte ich nicht darauf schließen können, wie sie geschrieben werden.
Kilometer 487
Es passiert in der Zeit noch einiges im Buch, aber alles will ich natürlich auch nicht verraten. Aber jetzt kommt Kalmanns Mutter zu ihm. Sie hat bisher kaum eine Rolle gespielt. Ich hatte schon den Eindruck gewonnen, dass Kalmann nur zu seinem Großvater eine enge Beziehung hat. Doch es stellt sich heraus, dass die Bindung zur Mutter ebenso eng ist und sie regelmäßig vorbeikommt, wäscht, putzt, aufräumt und sich um ihren Sohn kümmert. Sie kann nur nicht bei ihm im Dorf bleiben, denn dort gibt es so gut wie keine Jobs. Und Kalmann möchte das Dorf wiederum nicht verlassen und weiter seinen Gammelhai herstellen. Sie steht ihm jetzt auch im Kontakt mit der Polizei bei. Denn Birna bedrängt Kalmann nicht wenig, doch eigentlich darf er nur mit Erlaubnis seiner Mutter verhört werden.
Kilometer 545
Wir fahren von der Autobahn ab. So machen wir das Hörbuch erstmal aus. Denn die Navistimme quatscht jetzt dauernd rein. Wir sind gleich da. Kalmann fährt auf seinem Boot Petra über das Meer und ist glücklich.
Kilometer 558
Wir sind da und haben zwei schöne Wochen im Allgäu. Dort fahren wir nur dreimal kurz mit dem Auto weg, es lohnte sich nicht das Hörbuch anzumachen. Also 14 Tage Pause für Kalmann.
Die Rückfahrt und weitere Hörbucheindrücke beschreibe ich in einem weiteren Beitrag.
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