Nachlese im Herbst
Sonntag, 23. September 2018
Tops und Flops
Momentan gibt es wieder viele Bücher, die ich wahnsinnig gerne gelesen habe. Ich glaube, es wird ein richtig gutes Lesejahr für mich. Das letzte Buch hat mich allerdings sehr enttäuscht.
„Olga“ von Bernhard Schlink
„Olga“ von Bernhard Schlank ist ein sehr interessant geschriebenes Buch. Immer wieder habe ich mich beim Lesen gefragt, was da wohl noch kommt. Für mich war die Geschichte relativ schnell erzählt, aber das Buch hatte noch so viele Seiten. Die Antwort war dann eigentlich relativ simpel.
Es geht um eine Liebe, die keine Zukunft hat. Olga ist ein armes Mädchen, das die Eltern früh verliert und bei ihrer Großmutter aufwächst. Aber sie ist strebsam und will mehr vom Leben. Herbert ist der Sohn reicher Eltern, der den Ansprüchen nicht gerecht wird und eigentlich immer auf der Flucht ist. In Olga findet er eine Freundin und Geliebte, die aber nie den Ansprüchen seiner Eltern entspricht und eine Heirat daher aussichtslos ist. Olga hält trotz allem an ihm fest und hält ihr Leben lang zu ihm. Als Herbert eine Expedition in die Arktis plant und durchführt, schreibt sie ihm hingebungsvolle Briefe.
Olga ist eine starke Frau in einer Zeit, in der es die eigentlich noch nicht gab. Herbert hingegen weiß nicht recht was anzufangen mit seinem Leben und versucht sich immer wieder davonzustehlen, um keine Verantwortung übernehmen zu müssen.
Ein Buch, dass ich sehr stimmig fand und gerne weiterempfehle.
„Guten Morgen, Genosse Elefant“ von Christopher Wilson
Ein Überraschungspaket von Kiepenheuer & Witsch. Darüber war ich im Nachhinein sehr dankbar, denn es ist ein sehr lesenswertes Buch, dass mir im Buchhandel nicht unbedingt aufgefallen wäre.
Einige Bücher haben mich dieses Jahr schon in die Stalinzeit geführt. Daher war mir die Zeit relativ präsent, was mir beim Verständnis dieses Buches sehr geholfen hat. Allerdings bin ich trotzdem nicht ohne die Internetsuchmaschine ausgekommen.
Der Roman erzählt die Geschichte des zwölfjährigen Jungen Juri, der 1954 in der russischen Hauptstadt lebt. Zusammen mit seinem Vater, dem Tierarzt und Leiter des Moskauer Zoos. Juri hatte als Kind einen Unfall mit einer Straßenbahn und ist seitdem geistig nicht ganz auf der Höhe. Aber er hat auch sehr spezielle Eigenschaften, die ihn für ein paar Wochen in Stalins Datscha bringen.
Es ist ein sehr skurriles Buch. Da kommt ein kleiner Junge in die Nähe des großes Machthabers Russlands und lernt die Realität kennen. Und alles immer aus der Sicht des unschuldigen und doch erstaunlich klugen Kindes.
Nur durch die Sicht des Kindes sind die vielen unmenschlichen und kaum vorstellbaren Geschehnisse zu ertragen.
Dieses Buch bringt einem die russische Geschichte näher, leider liefert das Buch keine Hintergrundinformationen. Die hätte ich mir sehr gewünscht, um nicht so häufig den Computer fragen zu müssen.
„Die Katze und der General“ von Nino Haratischwili
Sehr gespannt war ich auf den neuen Roman von Haratischwili. Würde mir dieser so gefallen wie „Das achte Leben (für Bilka)“? Noch bevor ich anfing zu lesen, war es auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises gelandet. Die Spannung stieg!
Kaum angefangen mit dem Lesen eröffnete die Autorin das diesjährige Harbourfront Literaturfestival in der Elbphilharmonie. Ein gelungener Abend wie ich fand.
Der Roman braucht viel Zeit! Über 150 Seiten und einen Zettel voller Notizen brauche ich, um einen Überblick zu bekommen über die vielen Personen. Erst nach ca. 300 Seiten flutscht es. Es wird interessanter, leider ergibt sich für mich kein überzeugender Spannungsaufbau. Wenn ich bei dem achten leben meinte, es war kein Wort zuviel auf diesen 1300 Seiten, so muss ich hier leider sagen: Zu viele Wörter, zu wenig Inhalt. Es ist teilweise sehr langatmig und ich muss mich häufig zum Lesen zwingen.
Pageturner, fesselnder Roman oder Thriller habe ich schon in Rezensionen gelesen. Dem kann ich mich leider so gar nicht anschließen.
Wie kommt dieses Buch auf die Shortlist? Weil Georgien Gastland auf der Frankfurter Buchmesse ist oder weil man es nicht geschafft hat, das Vorgängerbuch zu prämieren und die Autorin daher was gut hat?
Ich klappe das Buch nach der letzten Seite enttäuscht zu.
Fazit
„Olga“ und „Guten Morgen, Genosse Elefant“ kann ich euch sehr empfehlen. Beide Bücher haben mir außerordentlich gut gefallen. „Die Katze und der General“ ist nur etwas für Leser, die unbedingt noch etwas von der Autorin lesen wollen und genug Zeit und vor allem Geduld für dieses Buch aufbringen. Für mich ein Buch, dass man nicht lesen muss.
Liebe Astrid,
seit ein paar Wochen verfolge ich nun mit Interesse Euren Blog. Ich freue mich jedesmal, wenn etwas Neues zu lesen gibt. Ein paar der besprochenen Bücher sind schon auf meinem Wunschzettel gelandet. Kekse habe ich allerdings noch nicht gebacken, nur die Rezepte angeschaut.
Macht weiter so! Mit den besten Grüßen Gabriele
Liebe Astrid,
bei „Olga“ und “Die Katze und der General“ ging es uns gleich! An Anfang dachte ich, was haben die alle mit Olga und dann hatte es mich gepackt! Ich finde das Buch in all seiner Kürze grandios!
Die Katze langweilt mich auch und ich überlege nun ernsthaft das Hörbuch abzubrechen. Habe das Gefühl, dass meine wertvolle Lesezeit verrinnt. Wie kam es zu der Nominierung? Diese Frage stelle ich mir auch und deine Versuche das zu erklären finde ich gut. Würde für mich passen. Brilka wartet noch auf mich und ich bin sehr gespannt!
„Guten Morgen, Genosse Elefant“ ist mir auch schon aufgefallen. Nach deiner Rezi denke ich, es wäre absolut ein Buch für mich.
GlG, monerl
Liebe Monerl,
wenn Du Bilka noch nicht kennst, brich „Die Katze und der General“ ab und nutze die Zeit für die 1300 Seiten. Die lassen sich allemal schneller lesen als die knapp 800 Seiten des neuen Buchs. Es ist ein rundum gelungenes Buch. Wenn ich nicht vorher „Das achte Leben“ gelesen hätte und immer dachte, da muss doch noch was kommen, hätte ich die Katze sicher auch abgebrochen.
Genosse Elefant passt übrigens auch gut zum achten Leben. Viele Erkenntnisse über Stalin kamen in beiden Büchern vor.
LG
Astrid
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