Literaturpreise
Sonntag, 27. September 2015
Es regnet Preise. Literaturpreise. So mein Eindruck.
Überall liest und hört man jetzt von Shortlist hier, Longlist dort.
Einige Preise wurden schon vergeben.
Im Herbst, rund um die Frankfurter Buchmesse scheint die Vergabe von Literaturpreisen fast schon inflationär.
Ein paar der Preise möchte ich hier kurz vorstellen.
Der bekannteste in Deutschland ist wohl der
Deutsche Buchpreis
Wer vergibt den Preis?
Die „Börsenverein des Deutschen Buchhandels“ Stiftung
Seit wann gibt es den Preis?
Seit 2004
Was erhält der Gewinner?
Der Preisträger erhält 25.000 Euro, die übrigen fünf Autoren der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro.
Wie funktioniert die Vergabe?
Verlage können sich direkt mit ihren Titeln um die Teilnahme bewerben. Ausschlaggebend sind deutschsprachige Autoren und die Veröffentlichung in einem bestimmten Zeitraum.
Wer bildet die Jury?
Die Jury besteht aus sieben Personen und wird jährlich neu von der Akademie Deutscher Buchpreis gewählt. Dieses Jahr sind ein Theaterintendant, zwei Buchhändler, eine Journalistin, zwei Literaturredakteure und eine Journalistikdozentin dabei.
Wer sind die Kandidaten?
Im August wird eine Longlist mit 20 Titeln, im September eine Shortlist mit 6 Titeln veröffentlicht. Hier die Cover der diesjährigen Shortlist:
Gelesen habe ich davon nur ein Buch: Gehen, ging, gegangen. Im Regal steht zusätzlich noch „Über den Winter“ von Rolf Lappert, auf dem eBook-Reader wartet bereits „Eins im Anderen“. Die RAF-Geschichte interessiert mich irgendwie gar nicht (beachtenswert finde ich hier aber die Länge des Titels…). „Das bessere Leben“ ist mir irgendwie zu hoch. Für das Buch „Wie ihr wollt“ interessiere ich mich sehr. Ich musste beim Inhalt direkt an „Die Pfaueninsel“ denken, auch hier ist eine kleinwüchsige Frau die Hauptperson in einem historischen Roman.
Mein Gewinnertipp: Jenny Erpenbeck
Eine recht bunte Mischung, die hier vorgestellt wird. Drei weibliche, drei männliche Autoren und sogar Bücher von unabhängigen Verlagen stehen auf dieser Liste.
Wann findet die Verleihung statt?
Am 12.10.2015 findet die Bekanntgabe des Gewinners und die Preisverleihung in Frankfurt statt.
Und sonst noch?
Seit ein paar Jahren wird der Buchpreis von einer Bloggeraktion begleitet. Die „Buchpreisblogger“. Durch eine Anregung von Mara (Buzzaldrins Bücher), werden die Longlist-Bücher an eine handverlesene Truppe von Buchbloggern verteilt, die diese Bücher lesen und rezensieren. Ein deutliches Zeichen, dass die Buchblogger von der Szene langsam ernst genommen werden.
Interessant fand ich dieses Jahr, dass es Autoren mit aussichtsreichen Büchern gibt, die lieber auf den ganzen Rummel verzichten (Ralf Rothmann, Im Frühling sterben).
Ausserdem gab es nach der Veröffentlichung der Shortlist laute Aufschreie in der Szene. Von Skandal war die Rede. Da waren wohl viele der Ansicht, dass die falschen Bücher auf der Shortlist gelandet sind. Oder vielmehr, das wichtige Bücher fehlen würden. Dies ging mit einer starken Kritik an der Zusammensetzung der Jury einher. Es war richtig was los! Das erinnerte mich irgendwie an das letzte Buch von Edward St. Aubyn. Ein Kochbuch hat es aber doch nicht auf die Shortlist geschafft…
ZDF Aspekte Literaturpreis
Wer vergibt den Preis?
Der deutsche Fernsehsender ZDF.
Seit wann gibt es den Preis?
Seit 1979.
Was erhält der Gewinner?
10000 €.
Wie funktioniert die Vergabe?
Dieser Preis wird für „das beste deutschsprachige Prosa-Debüt“ verliehen. Das Buch muss im laufenden Kalenderjahr erschienen sein. Verlage und Autoren können Vorschläge an das ZDF einreichen.
Wer bildet die Jury?
Mitglieder der aktuellen Jury sind ein Redaktionsleiter, eine Autorin, zwei Kritiker und ein Schauspieler.
Wer sind die Kandidaten?
Das ZDF spricht von Finalisten. Sie wurden Mitte September bekannt gegeben:
„Die Glücklichen“ habe ich bereits gelesen und war von diesem Debüt recht beeindruckt. Die anderen kenne ich leider noch nicht, die Klappentexte lesen sich recht interessant.
Wann findet die Verleihung statt?
Die Bekanntgabe findet am 9. Oktober in der ZDF-Sendung „aspekte“ statt, die Preisverleihung am 15. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse.
Und sonst noch?
Obwohl es diesen Preis schon recht lange gibt, habe ich davon noch kaum etwas gehört. Warum eigentlich?
Ein Blick auf die bisherigen Preisträger lohnt sich. Es ist sogar eine spätere Literaturnobelpreisträgerin dabei und viel andere bekannte Namen. Man hat hier anscheinend oft ein gutes Händchen bewiesen. Ich werde mir die Bücher der übrigen Finalisten und der bisherigen Preisträger genauer ansehen!
Preis der besten Bücher aus unaghängigen Verlagen
Wer vergibt den Preis?
Der Verein der Hotlist.
Seit wann gibt es den Preis?
Seit 2009.
Was erhält der Gewinner?
Der Gewinnerverlag erhält 5000 Euro. Ein weiterer Verlag erhält den Melusine-Huss-Preis, dotiert mit einem Druckgutschein im Wert von 4000 Euro.
Wie funktioniert die Vergabe?
Unabhängige Verlage können jeweils einen Vorschlag einreichen. Das waren dieses Jahr 171 Bücher. Daraus wurde eine Vorschlagliste von 30 Büchern erstellt. Daraus wurde die Hotlist (siehe unten gewählt). An der Auswahl für die Hotlist konnte sich jedermann beteiligen.
Wer bildet die Jury?
Mitglieder der aktuellen Jury sind eine Journalistin, ein Redakteur, ein Literaturdozent, ein Buchhändler und eine Kritikerin.
Wer sind die Kandidaten?
Die sogenannte Hotlist sieht so aus:
„Havarie“ habe ich zum Geburtstag bekommen. Ich hatte es hier schon kurz vorgestellt. „Bodentiefe Fenster“ und „Applaus für Bronikowski“ warten auch schon auf mich. Die letzteren standen auch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Interessant finde ich auch das Cover ohne Titelangabe. Das Cover von „Young Blood“ spricht mich auch sehr an (mein Haus hat eine blaue Holzfassade).
Insgesamt ist die Hotlist eine bunte Mischung aus verschiedenen Genre, die Autoren stammen aus unterschiedlichen Ländern.
Wann findet die Verleihung statt?
Die Verleihung der Preise findet am 16. Oktober 2015 in Frankfurt statt.
Und sonst noch?
Diesen Preis finde ich interessant, weil er sich direkt an die Verlage richtet. Diese kleinen, unabhängigen Verlage, die sich zum Beispiel auch in der indiebook-Vereinigung zusammentun, sind für unsere Kultur sehr wichtig. Sie haben kein großes Werbebudget, können nicht hunderte von Rezensionsexemplare an die Presse verteilen, haben meist ein kleines, aber feines Angebot und bereichern die deutsche Buchlandschaft ungemein.
Was mir an diesem Preis noch gefällt ist zum einen die totale Transparenz. Alle eingereichten Bücher kann man sehen, das Publikum wurde mit einbezogen. Der passende Blog ist auch sehr interessant zu lesen. Zum anderen steht hier spürbar viel Engagement und Herzblut dahinter!
Fazit
Das waren nur drei Literaturpreise. Auf uns wartet noch der Literaturnobelpreis, dessen Gewinner auch im Oktober bekannt gegeben wird (es gibt Menschen, die auf eine posthume Verleihung an Günther Grass wetten), den Man Booker Preis in Großbritannien und, und und.
Bei den Recherchen habe ich bei Wikipedia eine lange Liste gefunden, die auch noch nicht vollständig ist.
Diese Listen und Diskussionen rund um die Preise finde ich sehr interessant und bereichernd und bin sehr gespannt wer gewinnt!
♌
PS Die Cover in den Bild-Collagen sind alle mit den Verlagsseiten verlinkt. Die Anleitung habe ich übrigens hier „gefunden“. Danke, Astrid.