Neue Bücher September 2019
Sonntag, 1. September 2019
Neuerscheinungen aus unabhängigen Verlagen im Bücherherbst
Der Sommer ist bald vorbei, der Herbst naht. Doch ein paar schöne Tage, bei denen man auch draußen lesen kann werden sicher noch kommen.
Mein Mann und ich, wir gönnen uns zum Monatsauftakt ein paar Tage in einem Wellnesshotel. Der Plan ist den ganzen Tag im Saunabereich herumzuliegen und viel zu lesen. Vielleicht eine dieser Neuerscheinungen aus kleineren, unabhängigen Verlagen?
Segeln
Acht Menschen, ein Segelboot, ein Mord. Panik macht sich auf dem Schiff breit. Wer ist der Mörder? Wem kann man noch vertrauen? So eine Mousetrap-Situation ist meist recht spannend und Pendragon ist ein Krimispezialist. Marina Heib schrieb mit Die Stille vor dem Sturm auch nicht ihren ersten Spannungsroman.
Dealer
Der Dealer Ryan war auch schon im Debüt der Irin der „Held“. Jetzt geht seine Geschichte weiter. Bisher lief es als Dealer ja ganz gut. Doch ist es da so schlau mit der italienischen Mafia zusammen zu arbeiten? Und dann geht auch noch eine ganze Lieferung der italienischen Wunderpillen verloren. Ryan steckt in Schwierigkeiten. Lisa McInerney: Blutwunder, erscheint im Liebeskind Verlag.
Lager
1942 wurden tausende japanisch stämmige Amerikaner in Internierungslager gesperrt. Otsuka greift hier ein prekäres Thema der amerikanischen Geschichte auf. Sie schildert das Schicksal einer Familie während und nach der Internierung. Rassismus, Lager: aktuelle Themen. Julie Otsuka: Als der Kaiser ein Gott war, erscheint im Lenos-Verlag.
Zeitreise
Leon Saint Claire lebt mit seiner Freundin in Berlin. Sie erkennt, dass er Probleme hat und schickt ihn zu einem Psychoanalytiker. Dort spricht Leon über seine Erinnerung aus verschiedenen Zeiten, mit verschiedenen Lieben und die er an ganz unterschiedlichen Orten verbracht haben will. Lein scheint ewig zu Leben. Doch was soll er damit anfangen? Leon Saint Clairs zeitlose Unruhe von Gabriele Weingartner erscheint im Limbus Verlag.
Berlin
Berlin nach dem Mauerfall. Für eine junge Amerikanerin eine Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Sie zieht in eine Wohngemeinschaft in einem ehemals besetzten Haus, lernt interessante Menschen kennen und verliebt sich. Bis eine neue Mieterin den Argwohn der Mitbewohner erregt. Ist sie vielleicht die Besitzerin? Ein Wenderoman mal aus einer ganz anderen Perspektive. Das Gift der Biene von Elisabeth Fargo Cole erscheint in der Nautilus Edition.
Sanierung
Gentrifizierung, Mietpreisbremse, Sanierung und Mieterhöhung bei Neuvermietung von Immobilien ist in allen deutschen Großstädten ein aktuelles Problem. Die Politik versucht gerade Lösungen dafür zu finden. Der Autor Enno Stahl nimmt sich dieses Themas in seinem Roman Sanierungsgebiete (Verbrecher Verlag) an. Er beschreibt die Versuche dreier Menschen in Berlin den Veränderungen ihrer Viertel zu entgehen oder ihr zu begegnen. Welche Wirkung hat es, dass die bisherigen Bewohner eines Stadtteils durch den immer teureren Mietpreis verdrängt werden?
Hassposting
Martin P. reagiert sich im Netz mit einem Hassposting gegen einen Kindermörder ab. Martin behauptet diesen umbringen zu wollen. Er stößt auf großen Zuspruch. Wird er seinem Hassposting Taten folgen lassen? Könnte er selbst zum Mörder werden? Die Hinrichtung des Martin P. von Klaus Oppitz aus dem Verlag Kremser und Scheriau beleuchtet ein aktuelles Thema aus einer Extremsituation heraus.
Elternfreuden
Der zweite Roman von Frank Rudkoffsky (nach Dezemberfieber) erscheint bei Voland & Quist. In Fake beschreibt Frank den Alltagswahnsinn mit einem kleinen Baby. Denn so hat sich das die frischgebackene Mutter Sophie sich den Alltag mit Kind nicht vorgestellt. Ihr Sonnenschein schreit und schreit und schreit. Ihr Mann kämpft um einen neuen Job und joggt exzessiv. Doch wo soll sich Sophie entspannen und abreagieren? Im Internet! Dort kann sie ihren Frust rauslassen und andere nach Herzenslust beschimpfen ohne sich rechtfertigen zu müssen. Doch auch ihr Mann Jan hat seine Geheimnisse und Fake-Accounts. Der Roman ist schon Ende August in den Buchläden aufgetaucht.
Flucht versus Reise
Dieser Roman stellt zwei Ereignisse gegenüber. Eine Familie aus New York fährt in Urlaub. Und tausende Kinder fliehen aus Zentral- und Südamerika Richtung US-amerikanischer Grenze. Die einen haben Spaß im Urlaub, die anderen flüchten ängstlich und unter vielen Entbehrungen in eine ungewisse Zukunft. Tolle Romanidee über ein aktuelles Thema. Archiv der verlorenen Kinder von Valeria Luiselli erscheint im Antje Kunstmann Verlag
Hebriden
Auf einer kleinen schottischen Hebrideninsel taucht ein Mann auf. Er war einziger Zeuge eines Verbrechens, das schon viele Jahre zurückliegt. Durch sein Erscheinen schreckt er einige Einwohner und besonders eine Familie auf. Im Roman Das Vermächtnis unsrer Väter von Rebecca Wait aus dem Verlag Kein & Aber geht es um Schuld, deren Verdrängung und eine Familie die damit versucht umzugehen.
Coming-Out
Kjerand ist schon 60 als er eine erschütternde Diagnose bekommt: Krebs. Er muss nach Oslo zur Strahlentherapie. Dort begegnet er einem Schulfreund, der schon lange offen Homosexuell ist. Auch Kjerand ist schwul, hat das aber immer verdrängt. Traut er sich jetzt an ein Coming-out? Eine Liebesgeschichte, in der beide Partner noch etwas dazulernen. Beitrag des Alboni Verlags zum Gastland Norwegen auf der diesjährigen FBM. Ein liebenswerter Mensch von Odd Klippenvåg.
Erwachsenwerden
Charlottes Mutter hat viele wechselnde Männerbekanntschaften. Dauernd zieht ein neuer „Vater“ ein. Bis einer von ihnen lieber die Nächte mit der pubertierenden Charlotte als mit der Mutter verbringt. Charlotte versucht mit Pillen damit umzugehen, versucht die Kontrolle wiederzuerlangen. Wie kann sie so ihre Jugend überstehen? Das hört sich ziemlich heftig an. Trotzdem verspricht der Verlag ein Buch voller schwarzem Humor. Das hört sich sehr interessant an.
Der Titel Kinderwhore ist zweideutig. Denn er ist auch der Begriff für einen Kleidungsstil den die Grunge-Sängerin Courtney Love entwickelte. Charlottes Mutter zieht sich dementsprechend an. Die norwegische Autorin Maria Kjos Fonn ist bei der FBM präsent, sicher auch mal am Stand ihres deutschen Verlages Culture Books.
Ich hoffe, ich konnte dir wieder ein paar Anregungen bieten.
Die Fotos mit den hübschen Damen habe ich übrigens letztes Jahr im September im Rosengarten von Baden-Baden gemacht.
Liebe Grüße
Liebe Silvia,
Danke für die tollen Vorstellungen, da wandert direkt einiges auf meine Wunschliste.
Liebe Grüße
Isabel
Hallo Isabel,
So soll es sein!
Ich überlege auch noch welche dieser Bücher bei mir einziehen dürfen.
Viele liebe Grüße
Silvia
Liebe Silvia,
danke für die Vorstellung, ich habe gleich einige Tipps mitgenommen! Die Bücher aus unabhängigen Verlagen finde ich immer besonders spannend, da steckt so viel Herzblut oft ganz weniger Personen drin und oft hab ich hier schon Geschichten abseits des Mainstreams gefunden.
Besonders interessieren mich Otsukas „Als der Kaiser ein Gott war“ und „Das Vermächtnis unsrer Väter“. Über US-amerikanische Internierungslager für japanischstämmige Menschen soll es eine ausgezeichnete Netflix-Serie geben, da muss ich mal recherchieren. Die Hebriden finde ich als Setting für einen Roman toll; sie sind ein Ort, den ich immer schon mal besuchen wollte.
Viele Grüße
Jana
#litnetzwerk
Hallo Jana,
Diese Serie würde ich auch gerne sehen.
Zum Thema Japaner in den USA habe ich vor Jahren noch ein anderes gutes Buch: Schnee der auf Zedern fällt, wurde, soweit ich mich erinnere ebenfalls verfilmt.
Viele liebe Grüße
Silvia
Hallo Silvia,
Schnee, der auf Zedern fällt sagt mir auch etwas, danke für den Tipp. Ich schau mal, ob ich den Film finden kann, denn das Thema interessiert mich sehr. Bestimmt gibt es auch ein gutes Sachbuch dazu… Mal sehen.
Viele liebe Grüße
Jana
Sachbuch ist nicht so meins.
Als Serie habe ich nur die zweite Staffel von Terror gefunden, läuft wohl auf Prime, habe ich leider nicht zur Verfügung.
Ab und zu habe ich Sachbücher auf dem Blog, aber das Lesen ist immer etwas ,,anstrengender“ als das von Romanen. Deshalb gibt’s auch häufiger Romane, die sind für mich auch eine angenehmere Feierabendlektüre.
,,Terror“ hieß die Serie, genau!