[Rezension] Amy und Isabelle
Sonntag, 3. März 2019
Das Debüt von Elisabeth Strout
Was macht man, wenn man eine ernste Leseflaute hat? Entweder man liest gar nicht mehr oder man liest ganz langsam einen Roman von einer Lieblingsautorin. „Amy und Isabelle“ lag schon lange ungelesen auf meinem E-Reader und als ich voller Unlust meine Bücher durchgesehen habe, begann ich mit dem Debüt von Strout. Von ihr hatte ich schon etliches gelesen. „Mit Blick aufs Meer“ und „Die Unvollkommenheit der Liebe“ und kürzlich ihr neuestes Buch „Alles ist möglich„.
Ich will nicht sagen, dass ich wieder voll motiviert bin was lesen angeht, aber ich habe es wenigstens bis zum Ende geschafft und das ist bei einer Leseflaute für mich immer wieder ein kleiner Einstieg.
Amy ist Isabelles Tochter. Die beiden leben in Shirley Falls. Ein Ort, der gerne in Strouts Büchern vorkommt. Isabelle arbeitet in einer Fabrik, ist sehr zurückhaltend und hat wenig Freunde. Ein wenig hat sie ein Auge auf ihren Chef geworfen, der aber verheiratet ist und eigentlich nur seinen Job macht.
Amy ist 16 und geht noch zur Schule und ist genauso zurückhaltend wie ihre Mutter. Sie ist eine mittelmäßige Schülerin und hat nur eine Freundin. Stacy, 15 Jahre alt und schwanger. Obwohl viele eine Schwangerschaft vermuten, redet niemand darüber und sie selbst schon gar nicht. Ihren Freund hat sie abserviert und so lebt sie ihren Alltag.
Der neue Mathelehrer
Amy bekommt einen neuen Mathelehrer. In diesen verliebt sich die zurückhaltende, aber attraktive Schülerin und auch der Lehrer entwickelt ein besonderes Verhältnis zu ihr. Immer öfter verbringen sie nach der Schule Zeit miteinander. Amy fühlt sich geborgen und anerkannt.
Der Alltag von Amy und Isabelle plätschert dahin. Ohne große Höhen und Tiefen. Bis zu einem Nachmittag im Sommer…
Wie ist es doch schön, wenn man in einer Region lebt, die Jahreszeiten hat, wechselndes Wetter und einen unterschiedlichen Tag-Nacht-Rythmus. Die Autorin liebt es, das Wetter ausgiebigst zu beschreiben. Und ich liebe es, das zu lesen. Passenderweise spielt der Roman in einem sehr heißen Sommer. Na, erinnert ihr euch auch noch?
Was mir anfangs etwas zu schaffen macht, sind die Rückblenden. Ich verhasple mich in den einzelnen Zeiten. Erst weiter hinten im Buch macht mir das nichts mehr aus bzw. es gibt dann auch keine Zeitenwechsel mehr.
Auch frage ich mich ständig, zu welcher Zeit dieses Buch eigentlich spielt. Manchmal denke ich, vielleicht in den 1950er Jahren? Aber dann denke ich zwischendurch, dass das auch nicht passt. Es gibt weder Handy noch Computer, es gibt noch Telefonzellen. Im Büro gibt es Schreibmaschinen und Addiermaschinen. Geschrieben ist das Buch 1998, aber die akuelle Zeit kann es auch nicht sein. Warum Interessiert mich das so? Keine Ahnung! Wahrscheinlich ein Flashback aus meiner Schulzeit. Bei einer Buchvorstellung hatte ich vergessen zu erwähnen, wann die Geschichte eigentlich spielt. Das hat sich wohl eingebrannt 😉
Beim Lesen denke ich immer wieder, wie schwierig unser Leben doch sein kann. Für manche erscheint es ganz einfach, für andere unheimlich schwer. Isabelle hat sich insgeheim ein anderes Leben gewünscht, hat es aber nie geschafft, es zu leben. Sie hatte gute Noten und wollte Lehrerin werden. Aber sie mußte früh Geld verdienen und sah auch später keine Chance mehr, ihre Träume umzusetzen.
Für ihre Tochter wollte Isabelle immer nur das Beste. Klar, wer will das nicht! Aber die Frage ist doch immer, was ist das beste. Fahre ich mein Kind mit dem Auto zur Schule oder kann es alleine gehen? Wie wichtig ist sind gute Manieren? Wie sehr prägt die eigene Kindheit die Erziehung der Kinder? Viele Dinge muss man als Eltern reflektieren, leider ist das gar nicht so einfach.
In ihren neueren Büchern schreibt Elisabeth Strout ihre Romane, als wären es zusammenhängende Kurzgeschichten. „In „Amy und Isabelle“ ist das nicht so, es ist ein Roman mit relativ wenigen Personen, so dass ich gut die Übersicht behalte.
Fazit
„Amy und Isabelle“ ist das Buch, mit dem Elisabeth Strout ihre Karriere als Schriftstellerin begann. Sie schreibt über eine angespannte Mutter-Tochter-Beziehung, die eskaliert, als das Mädchen sich verliebt und anfängt, auf eigenen Beinen zu stehen.