Die Inselpastorin von Pamela Hansen
Sonntag, 31. Mai 2020
Vor zwei Jahren gab es hier auf dem Blog unsere Blogtour „Deutschlandreise“. Erinnerst ihr euch? So viele von Euch haben damals auf ihren eigenen Blogs mitgemacht und haben ihre schönsten Ecken von Deutschland vorgestellt. Ich fand es ungemein faszinierend, was unser kleines Land alles zu bieten hat. In Coronazeiten solltet ihr dort vielleicht mal reinlesen, nachdem uns die große weite Welt gerade nicht offensteht.
Ich hatte im Rahmen dieser Blogtour über meine Reise nach Helgoland geschrieben. Ach, das war toll dort. So tolles Wetter und wir haben so schöne neue Eindrücke gewonnen. Wenn nur dieses Disaster mit der Wohnung nicht gewesen wäre.
Als wir auf der Insel waren, fragten wir uns häufig, wie das normale Leben dort wohl ist. Konnten wir uns vorstellen, dort zu wohnen? Ohne Autos, ohne große Supermärkte, ohne Fahrradtouren und immer der gleichen Joggingstrecke? Wohl eher nicht! Aber die Faszination dieser Insel ließ mich nicht los. Daher freute ich mich sehr, als ich im Hamburger Abendblatt über dieses Buch von der Inselpastorin las. Beim nächsten Buchhandlungsbesuch nahm ich es mit.
Wie lebt es sich auf einer Insel, die viel kleiner ist als Föhr, Amrum und Sylt? Pamela Hansen lebt nun seit einigen Jahren auf der Insel mit ca. 1500 Einwohnern und hat dieses Eiland lieben gelernt.
Es ist sicher nicht einfach, über die Erlebnisse dort zu schreiben ohne den Menschen dort auf die Füße zu treten. Aber Pamela Hansen hat eine sehr liebenswerte Art über ihre Schäfchen zu schreiben und da man sie ja dort schon lange kennt, hat es ihr sicher niemand krumgenommen. Ach! So eine Pastorin hätte ich mir auch gewünscht, als ich Konfirmandin war.
Wir Leser erfahren in dem autobiografischen Buch viel über die Arbeit einer Pastorin. Nicht alles ist auf Helgoland anders. Die Pastorin kümmert sich um die Gottesdienste, besucht den Seniorenclub, den Kindergarten und unterrichtet die Konfirmanden. Da hat sie ihren eigenen Spielraum und kann und muss ihre eigene Persönlichkeit einbringen. So spielt sie mit den Senioren statt „Stadt, Land, Fluss“ das Spiel „Stadt, Land, Tod“. Nach einer gewissen Umgewöhnungszeit erfreut sich diese Abwandlung großer Begeisterung. Ihre Konfirmandengruppen sind meist wesentlich kleiner als auf dem Festland, aber dafür sind diese wenigen wahrscheinlich viel mehr dabei als ihre Altersgenossen woanders in Deutschland.
Frau Pastorin bloggt auch!
Frau Inselpastorin ist übrigens auch Bloggerin. Wieder einmal mehr eine Bloggerin, die den Verlagen aufgefallen ist und nun ein Buch herausgebracht hat. Und so wie wir alle, ist auch Frau Pastorin eine Bloggerin mit Herzblut. Schaut doch mal auf Pastorendasein auf Helgoland , was sie so schreibt.
Die Plauderei aus dem Nähkästchen einer Inselpastorin habe ich sehr gerne gelesen, noch lieber waren mir aber die Kapitel, in dem das normale Leben eines Helgoländers beschrieben wird. Wo kaufe ich ein, wie häufig muss ich die Insel eigentlich verlassen, um auf dem Festland Dinge zu erledigen? Dass das Einkaufsangebot auf der Insel nicht mit dem in meinem Umfeld zu vergleichen ist, ist schon mal klar. Die Inselpastorin kann nicht einfach im Internet nach tollen Rezepten googeln, die Zutaten aufschreiben, um sie dann im Supermarkt zu besorgen. Vieles gibt es einfach nicht. Oder zumindest nicht immer. Das Angebot richtet sich nach dem Wetter. Alles muss mit dem Schiff gebracht werden. Bei Sturm kann das schon mal länger dauern. Im Winter gibt es nur eine Schiffsverbindung von Cuxhaven aus und selbst planmäßig nicht an jedem Tag.
Und immer wieder das Wetter
Auf Helgoland spielt das Wetter sowieso eine sehr große Rolle. Frau Inselpastorin fliegt gerne, wenn sie Termine hat. Obwohl es nur ein 20min-Flug bis zum Festland ist, sind Verspätungen an der Tagesordnung. Schuld ist meist der Nebel. Da die kleinen Maschinen auf Sicht fliegen, hilft in dem Fall nur Warten. Allein über dieses Thema hätte Pamela Hansen sicher mehr als ein Kapitel schreiben können.
Und weil das Wetter ist, wie es ist, habe ich gelernt, mir möglichst rechtzeitig einen Plan B (und C und D) zu überlegen und gleichzeitig meine Flexibilität zu trainieren. S. 234
Interessant waren für mich auch die Passagen über die Müllentsorgung auf Helgoland, die Beschaffung eines Weihnachtsbaums und die Organisation einer Feuerwehrfrau (das ist Frau Inselpastorin nämlich auch). Ach ja, und wußtet ihr, dass dort Karneval gefeiert wird? So weit im Norden finden wir Jecken. Toll, oder?
Ach, und Frau Hansen war vor ihrer Helgolandzeit, die inzwischen schon 8 Jahre dauert, in den USA. Auch von dort erfahren wir etwas aus ihrem Leben. Frau Inselpastorin hat schon ein spannendes Leben. Da kann ich fast ein wenig neidisch werden.
Könnt ihr euch ein Leben auf Helgoland vorstellen? Nein? Ich inzwischen schon!