Jane Gardam: Letzte Freunde
Sonntag, 27. November 2016
Nach „Ein untadeliger Mann“ und „Eine treue Frau“ nun der dritte und letzte Teil der Trilogie „Letzte Freunde“.
Vorgestellt hatte ich mir ein etwas anderes Buch, aber nach genauerem Überlegen ist es genau das, was folgen musste.
Inhalt
In diesem Teil geht es hauptsachlich um den heimlichen Liebhaber von Betty – Terry Veneering. Der Widersacher von Edward Feathers und der gute Freund seiner Frau Betty. Ging es in den vorherigen Büchern um das Leben der beiden, so wird nun die Lebensgeschichte von Veneering erzählt. Der ist im Gegensatz zu den anderen beiden kein Kind, das in Übersee geboren wird und als Kind nach England kommt. Veneering ist in England unter etwas merkwürdigen Umständen gezeugt und geboren worden. Nichtsdestotrotz hatte er Eltern, die ihn liebten. Der Vater war krank und bettlägerig. Die Mutter mußte Geld verdienen. Sie verkaufte Kohle, um die Familie über die Runden zu bringen. Aber Terry hatte ein paar gute Bekannte, die seine Intelligenz bemerken und ihn fördern. Nachdem die Eltern bei einem Bombenangriff im Krieg umkommen, kümmern sich diese Menschen um die weitere Schulbildung und so wird auch er Anwalt wie Edward Feathers.
Alte Freunde
Auch ein paar andere alte Freunde, die wir aus den vorherigen Büchern bereits kennen, werden genauer beleuchtet. Und immer wieder kommt das hohe Alter der Freunde zum Tragen. Sie werden vergesslich, einsam, und wissen häufig nicht mehr, wie sie sich richtig verhalten sollen. Auch das Geld ist nicht bei allen so üppig, um davon große Sprünge zu machen. Man trifft sich vor allem zu Beerdigungen.
Meine Meinung
Ich fühle mich nach Beginn des Buches wieder sehr schnell heimisch in der Geschichte. Es beginnt mit der Beerdigung von Edward, zu der sich die alten Freunde zusammenfinden. Der feine englische Humor kommt gut rüber und ich genieße diese alten Menschen, die sich an ihr Leben erinnern. Die Autorin schafft überzeugende Charaktere, man nimmt ihnen das Alter ab. Die Passagen, die die Widersacher Feathers und Veneering betreffen, beschreibt sie in einer wunderbar bissigen Sprache.
Ein sehr kurzweiliges Buch, das gerne noch mehr Seiten hätte haben dürfen.
Konnte man die ersten beiden Teile problemlos austauschen oder einzeln lesen, kann ich das bei dem dritten Band nicht empfehlen. Ohne die ersten beiden Teile macht dieses Buch meiner Meinung nach keinen Sinn und sicher auch keinen Spaß. Für den Kenner der ersten Teile ist es schön, hier und dort kleine Zusammenfassungen von Sachverhalten zu lesen, für Nichtkenner sind diese Zusammenfassungen zu kurz und der Schmunzeleffekt nicht da.
Mein Lieblingszitat
Manchmal dachte er, sollte man seine alten Freunden noch mal gründlich und unnachgiebig betrachten. Wie die alten Kleider im Schrank: gelegentlich muss man sie auf Motten durchsehen. Und sie dann gegebenenfalls wegwerfen und vergessen. Genau.
Zielgruppe
Da das Alter gerade im letzten Teil eine sehr bedeutende Rolle spielt, ist es besonders für reifere Leser interessant. Die ersten beiden Bände habe ich bereits sehr erfolgreich verschenkt an eine Dame, die das Alter der Protagonisten hat. Sie wird sich über den dritten Teil sicher freuen.
Buchdaten
Letzte Freunde
Jane Gardam
Roman
übersetzt von Isabel Bogdan
Erscheinungsdatum: 10.10.2016
240 Seiten
Hanser Berlin
ISBN 978-3-446-25290-5
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