Marlies Burget: Baci aus Perugia – Rezension und Interview
Mittwoch, 6. September 2017
Eine Deutsche zieht nach Italien
Ich mache total gerne Urlaub in Italien. Dieses Jahr ich in Umbrien, nicht weit weg von Perugia. Freunde von mir sind noch häufiger in Italien. Sie haben sich dort ein altes Bauernhaus gekauft und liebevoll renoviert. Sie verbringen viel Zeit dort und ernten eigene Oliven. Doch manche Menschen gehen noch weiter und bleiben ganz in diesem schönen Land. So auch Marlies Burget. Damit wir verstehen können warum, hat sie ein Buch mit vielen Alltagsgeschichten aus ihrer ersten Zeit in Italien geschrieben. Eine reine Liebeserklärung an Land und Leute.
So kam ich auf das Buch
Der Familienurlaub führte uns dieses Jahr nach Umbrien. Dort wohnten wir in einem schönen, alten Bauernhaus. Es wurde stilvoll renoviert und ist einer der Schauplätze in diesem Buch! Die Besitzer wohnten einige Jahre selbst dort, bevor sie es als Feriendomizil anboten. In einer der Geschichten feiert die Autorin Marlies Burget Silvester dort in diesem Haus. Ich lese sehr gerne Bücher, die im Urlaubsland spielen, aber noch nie habe ich in einem der Schauplätze gewohnt. Das war für mich schon etwas Besonderes.
Tipps
So bot das Buch für mich viele direkte Urlaubstipps. Einige der Städte, Restaurants und Badeplätze habe ich im Sommer selbst besucht und dabei immer an das Buch gedacht. So hat es mich den ganzen Urlaub über begleitet. Leider hatte Marlies in der Zeit selbst Ferien, so haben wir es nicht geschafft uns persönlich zu treffen. Doch durch das Buch und den netten Mailkontakt im letzten Monat habe ich das Gefühl sie zu kennen.
Geschichten
Die Geschichten im Buch handeln von Festen die Marlies besuchte und den netten Menschen die sie dort kennenlernen durfte. Die Art wie sie in Italien aufgenommen wurde, über die Küche, die Arbeit in einem Verlag und einem Antiquariat, die Städte die sie besuchte und Ausflüge, mit denen sie sich an freien Tagen entspannte. Der Schritt in Italien leben zu wollen ist dadurch sehr nachvollziehbar.
Titel
„Baci“ ist das italienische Wort für Küsschen. Doch dies ist nicht nur ein netter Gruß für eine Postkarte, sondern es gibt auch eine leckere Süßigkeit aus Perugia, die auch so heisst. Was das Besondere daran ist, wird auch im Buch beschrieben. Sogar in Deutschland findet man in manchen Geschäften diese Baci in ihrem typischen silbernen Papier.
Interview
Marlies war so nett mir einige Fragen zum Buch und ihrem Leben zu beantworten:
Silvia: Wie bist du auf die Idee gekommen deine Erlebnisse aus deiner Anfangszeit in Italien aufzuschreiben?
Marlies: Über einen Literaturagenten, der für eine neue Buchreihe „Ein Jahr in …“ neue Autoren suchte. Mein Buch ist dann allerdings nicht in dieser Reihe erschienen sondern ist beim Olms Verlag veröffentlicht worden – was ein wahrer Glücksfall war !
Silvia: Schön, dass du dich in diesem Verlag wohl fühlst. Zwei der im Buch erwähnten Personen durfte ich kennen lernen. Es waren die Vermieter unserer Ferienwohnung. Ihre Namen waren nicht verändert. Hast du alle um Erlaubnis gefragt? Hat jemand widersprochen?
Marlies: Nein, nicht wirklich habe ich die im Buch erwähnten Personen um ihre Erlaubnis gefragt, habe aber allen von meinem Vorhaben erzählt und ihnen auch gesagt, wie ich sie darstellen werde. Alle haben sich gefreut, denn wer kann schon von sich behaupten in einem Buch festgehalten zu werden!
Silvia: Da hast du auch wieder recht. Ist das Buch auch in Italien erschienen?
Marlies: Noch nicht, es sind aber Gespräche im Gange !
Silvia: Dann drücke ich dir mal die Daumen. Lesen Italiener denn deutsche Gegenwartsliteratur?
Marlies: Diese Frage kann ich leider nicht beantworten, denke aber eher weniger.
Silvia: Wie sieht es andersherum aus? Kannst Du mir gute, aktuelle Literatur aus Italien empfehlen?
Marlies: Leider auch nicht wirklich, ich arbeite in einem Kunstbuchantiquariat und nicht in einer italienischen Buchhandlung. Persönlich bin ich aber ein grosser Camillieri-Fan und habe sein letztes Buch „La rete di protezione“ das im Umfeld Social, Facebook, Twitter und Blog spielt, verschlungen! Ich mag auch Carlo Rovelli, einen italienische Physiker, der in seinem neusten Buch „l’ordine del tempo“ meisterhaft versucht Physik zuerklären. Ich denke aber, beide Bücher sind noch nicht auf deutsch übersetzt worden.
Silvia: Vielen Dank für die Tipps, ich werde danach Ausschau halten. Jetzt mal ein anderes Thema, etwas Abseits der Literatur. Mit wieviel bürokratischem Aufwand muss man rechnen, wenn man nach Italien auswandert?
Marlies: Oh je, das ist eine gute Frage, der bürokratische Aufwand ist relativ gross und man braucht Geduld. Ich möchte aber hinzufügen, dass es sich meiner Meinung nach wirklich lohnt. Italien, oder besser gesagt Umbrien, hat eine hohe Lebensqualität!
Silvia: Das kann ich aus meinem letzten Urlaub nur bestätigen! Wir fühlten uns dort alle sehr wohl. Wie hat dein Umfeld in Deutschland reagiert? Familie und Freundeskreis?
Marlies: Gut, alle fanden es toll mich dann in Italien besuchen zu können!
Silvia: Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber gab es auch Momente, in denen du zurück wolltest?
Marlies: Ja, ganz am Anfang, habe ich aber dann Gott sei Dank nicht gemacht !
Silvia: Dann wäre dein Buch auch ganz anders ausgefallen. Ich würde gerne noch mehr dieser Geschichten hören. Hast du weitere Pläne als Autorin?
Marlies: Das freut mich. Tatsächlich bin ich wieder am Schreiben, verfasse neue Erzählgeschichten über das liebenswerte Italien und die noch liebenswerteren Italiener und was mir auf meinen Streifzügen und den unzähligen Besuchen der prächtigsten Städte Italiens eben so passiert und aufgefallen ist !
Silvia: Ich freue mich darauf! Und jetzt noch unsere obligatorische Keks-Frage: Was sind deine Lieblingskekse? Vielleicht hast du ein schönes Rezept für mich?
Marlies: Da habe ich tatsächlich ein Rezept anzubieten :
Ciambelline al vino rosso (Rotweinkekse)
Zutaten: 400 g Mehl – 150 g Zucker – 150 g Schweineschmalz ( wahlweise auch Sonnenblumenöl ) – Vanille ( Stange oder Pulver ) – 2 Messerspitzen Natron ( Backsoda ) – 1 Prise Zimt – 1 El Anis – 1 ganz geriebene Zitronenschale – 80 g abgezogene, grob gehackte Mandeln – 50 g Rosinen – ein gut gefülltes Glas Rotwein.
Zubereitung : Das Mehl auf der Arbeitsfläche häufen und in der Mitte eine Mulde formen. Geben Sie den Schmalz bzw. giessen Sie das Öl und den Wein in die Mulde und verteilen Sie nach und nach die anderen Zutaten über den äußeren Mehlring. Danach das Ganze zu einer ziemlich festen Teigmasse verkneten und kleine Röllchen daraus formen, anschließend werden Ringe geformt. Zum Schluss alle auf ein Backblech legen und im Ofen bei 180°,15 Minuten backen.
Danke!
Silvia: Vielen Dank, liebe Marlies, für das Interview, den netten Kontakt zu Dir und natürlich das Rezept. Diese Kekse werde ich sicher mal nachbacken.
Ich hoffe, wir konnten Neugierde auf dein kurzweiliges Buch wecken. Weitere Beiträge zum Thema Italien gibt es bei unserer Blogtour „Bella Italia“ zu entdecken.
Ciao
Buchdaten
Baci aus PerugiaMarlies Burgetmit Zeichungen von Rainer Ilg gebundene Ausgabe 128 Seiten ISBN: 978-3487085258 |