[Rezension] „Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult
Sonntag, 14. Januar 2018
Ein Buch, dass es mir sehr schwer gemacht hat!! Mich dann doch überzeugt hat!
Wer kennt es nicht? Beim Leben meiner Schwester!
Nach 10 Jahren war es mal wieder an der Zeit, ein Buch von Jodi Picoult zu lesen. Wie jeder andere auch habe ich „Beim Leben meiner Schwester“ gelesen und war begeistert. Mehr noch gefiel mir „19 Minuten“. Es war die Zeit der schlimmen Amokläufe an Schulen. Picoult hat es geschafft, dieses Szenario eindrucksvoll zu beschreiben und vor allem auch von allen Seiten zu beleuchten. Auch heute noch denke ich häufig an dieses Buch zurück. Mit einer Gänsehaut!
Inhalt
Kürzlich kam der neuste Roman „Kleine große Schritte“ auf den Markt und ich freute mich auf interessante Lesestunden.
Das Thema klang eher nach einem Grisham:
Die farbige Hebamme Ruth darf sich nicht um den kleinen neuen Erdenbürger Davis kümmern, da sie schwarz ist. Die Eltern des Kindes sind Skinheads und leben sich in ihrer Rolle voll aus. Schlägertypen, die aus Lust zuschlagen und andere bewußt manipulieren. Eine farbige Krankenschwester können sie in der Nähe ihres Sohnes nicht akzeptieren, egal wieviel Erfahrung diese aufzuweisen hat. Als es zu einem Notfall nach der Beschneidung des Kindes kommt, muss auch Ruth mit anpacken. Das Kind ist nicht zu retten und der Vater beschuldigt sie des Mordes an seinem kleinen Sohn. Ruth wird festgenommen und auf Kaution wieder freigelassen. Die Anwältin Kennedy übernimmt ihren Fall und es wird doch etwas wie ein Grisham.
Erzählt wird „Kleine große Schritte“ aus drei Perspektiven: Ruth, Turk und Kennedy. Das macht das Buch sehr lebendig und beleuchtet vieles aus unterschiedlichen Sichtweisen.
Schwerer Einstieg
„Kleine große Schritte“ hat es mir nicht leicht gemacht! Ich habe anfangs keinen Zugang zu diesem Buch gefunden. Erst ab ca. Seite 200 packte es mich. Die Rechtsanwältin Kennedy betritt die Bildfläche, von nun an entwickelt es sich für mich zu einem interessanten Rechtsfall, den ich mit wachsender Spannung verfolge. Am Anfang des Buches finde ich keinen Zugang zu den Hauptpersonen. Turk, der Vater des Kindes, ist einem so unsympathisch, dass das Lesen keinen Spaß macht. Erstaunlicherweise hat es wohl auch der Autorin keinen Spaß gemacht, diese Zeilen zu schreiben. Aber für den Inhalt und das Verständnis des Buches ist es wichtig.
Ich habe Herzklopfen und stehe unter Adrenalin. Es ist schon so lange her, dass ich schlägernd unterwegs war, dass ich ganz vergessen habe, was das für ein Hochgefühl auslöst, …
Ruth, die Hauptperson ist schwarz. Lebt in den USA, in der Nähe von New York. Fühlt sich immer diskriminiert. Muss immer besser sein als Weiße, um akzeptiert zu werden. Auch in sie kann ich mich anfangs nicht hineinversetzen.
Kennedy ist die weiße Pflichtverteidigerin, die sich dem Fall annimmt. Bisher war sie eine Anwältin, die die kleinen Fälle verhandelt hat. Ruths Fall ist ihr erster Mordfall! Und den lässt sie sich nicht aus der Hand nehmen. In sie kann ich mich am besten hineinversetzen. Auch Kennedy glaubt nicht wirklich daran, dass das Leben der Schwarzen so anders sein soll als ihr eigenes.
Das bemerkenswerte Talent der Autorin
Aber Jodi Picoult hat ein bemerkenswertes Talent, dass sich das Bewusstsein ändert. Auch die weiße Anwältin Kennedy kann sich nicht in ihre Klientin hineinversetzen. Doch die tut alles, damit sich das ändert. Und so verändert sich auch das Bewusstsein des Lesers. Diese Passagen waren sehr überzeugend und eindrucksvoll.
Das geht schon so viel länger als wir existieren, Kennedy. Für dich und deine Zeit sieht es so aus, als läge noch ein weiter Weg vor uns. Aber was soll ich sagen? „ Sie blickt auf die Kinder. „Wenn ich das sehen, kann ich nur staunen, wie weit wir gekommen sind.
„Kleine große Schritte“ hält immer wieder Überraschungen bereit. Es geht nicht vorrangig um den Prozess, sondern um Rassismus im Allgemeinen. Mich macht es immer wieder fassungslos.
Die Beschreibung der Skinheads ist zwar sehr abschreckend, aber auch sehr informativ. Mir war nicht klar, dass sich innerhalb der Skinheadszene so viel verändert hat. Daß nicht mehr die Äußerlichkeiten zählen, sondern sie eher im Verborgenen leben und agieren.
Manchmal ist dieses Buch aber leider auch sehr klischeehaft geschrieben. Und ein paar von den Überraschungen am Ende des Buches sind dann nicht wirklich überzeugend. Ich möchte hier nicht spoilern, aber wenn ihr das Buch lest, wißt ihr, was ich meine. Insgesamt ist es ein typisches Picoultbuch. Ich werde wahrscheinlich kein Buch mehr von ihr lesen, obwohl es mir gut gefallen hat. Aber die Autorin wird für mich zu sehr zur Fließbandschreiberin und ich habe für mich das Gefühl, dass ich ihr entwachsen bin.
Der Titel „Kleine große Schritte“
Der Titel des Buches „Kleine große Schritte“ bezieht sich auf ein Zitat, das Martin Luther King jr. zugeschrieben wird. „Wenn ich schon nichts Großes bewirken kann, kann ich doch auf großartige Weise kleine Schritte machen“
Das Cover „Kleine große Schritte“
Schon lange habe ich nicht mehr über ein Cover hergezogen! Aber bei diesem Buch finde ich überhaupt keinen Zugang dazu. Wozu dieses blumiges Cover? In diesen altrosa Farben? Vielleicht kann es mir ja noch mal jemand erklären? Für mich hat das mit dem Buch absolut nichts zu tun!
Rassismus
Wieder ein Buch über Rassismus in den USA. Und es spielt nicht etwa in den Südstaaten, sondern in der Nähe von New York! Schon bei „The hate you give“ habe ich mich schwer getan mit dem Thema. Ich habe große Probleme, mich in dieses Thema hineinzudenken. Es kommt mir einfach absurd vor. Hatte ich mir immer gedacht, dass dieser Konflikt schon Jahre vorbei ist. Immerhin hatten die Amerikaner 8 Jahre einen schwarzen Präsidenten.
Fazit
Auch wenn es anfangs für mich nicht so aussah und mir der Einstieg schwer fiel, überzeugte mich „Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult im Großen und Ganzen. Kleine große Schritte ist ein eindringliches Buch über den Rassismus in den USA. Und auch dieses Buch wird mir sicher noch länger in Erinnerung bleiben.
Jodi Picoult
Kleine große Schritte 592 Seiten ISBN: 978-3-570-10237-4
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Liebe Astrid,
Ich habe gerade angefangen, das Buch zu lesen und komme leider auch nicht so richtig rein. Ich habe schon ziemlich viel von Jodi Picoult gelesen und mag ihre Bücher sehr gern. Deswegen war ich sehr überrascht, dass mir bei „Kleine große Schritte“ der Einstieg so schwer fiel. Aber dann bin ich jetzt ja etwas beruhigt und werde einfach weiterlesen und hoffe, dass es mir so geht wie dir und mich die Geschichte später noch packen kann.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Julia
Liebe Julia,
das ist schade! Aber sehr interessant, dass es dir auch so ergeht.
Ich bin aber sehr froh, dass ich es weitergelesen habe. Wenn es dir sehr
schwer fällt, lies vielleicht mal den Anhang der Autorin am Schluss. Den
fand ich sehr interessant und lesenswert.
Dir ein schönes Wochenende und schöne Lesestunden.
Astrid
Liebe Astrid,
So, ich habe das Buch jetzt auch ausgelesen und muss sagen, der Funke ist leider bis zum Schluss nicht so richtig übergesprungen. Der Roman hat sich schon gut lesen lassen, aber begeistert bin ich nicht. Dennoch finde ich es gut, dass das Buch geschrieben wurde und viel gelesen wird, weil es eben so ein wichtiges Thema behandelt und vielleicht einige Denkanstöße liefern kann.
Oh man, die Rezension zu diesem Buch ist mir echt nicht leicht gefallen. Ich fand es sehr schwer, meine Meinung dazu in Worte zu fassen, gerade weil es so ein sensibles Thema ist.
Liebe Grüße, Julia
ich schaue gleich mal bei Dir…
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