Sarah Moss: Wo Licht ist
Sonntag, 20. September 2015
Sarah Moss ist die erste Autorin, die hier auf dem Blog zum dritten Mal vertreten ist. Als erstes Buch hatte ich „Sommerhelle Nächte“ rezensiert. Begeistert von der Autorin las ich ihren ersten Roman „Schlaflos“. Und nun ihr neuestes Werk auf Deutsch. „Wo Licht ist“.
Ich halte ein wunderschön gestaltetes Buch in den Händen. Anfangs irritierte mich das Cover, aber nach der Lektüre empfand ich es als absolut passend.
Dieser Roman spielt in Manchester, Mitte des 19. Jahrhunderts. Ally und ihre Schwester May wachsen in einem schwierigen Umfeld auf. Finanziell gut gestellt könnten es sich die Eltern gutgehen lassen. Der Vater ist Maler und verdient seinen Lebensunterhalt hauptsächlich als Raumgestalter. Er ist liebevoll und möchte für seine Töchter nur das Beste. Die Mutter jedoch ist überzeugte Christin, die sich sehr für Arme und Kranke einsetzt. Eine stark ambitionierte Frauenrechtlerin. Sie gönnt sich und ihren Töchtern keinen „Luxus“. Warme Zimmer, neue Kleidung und genug zu essen erlaubt sie ihnen nicht.
Während die jüngere Tochter May ein fröhliches Wesen hat und ihrer Mutter gerne widerspricht, versucht Ally ihrer Mutter alles Recht zu machen. Aber Liebe und Anerkennung erreicht sie auch dadurch nicht. Die Mutter erwartet extrem viel von ihr. Um Frauen die Möglichkeit zu geben, sich von weiblichen Ärzten untersuchen zu lassen, drängt sie Ally, hart zu arbeiten, um als eine der ersten Frauen in England zum Medizinexamen zugelassen zu werden.
Die ersten beiden Kapitel sind aus der Perspektive der Mutter bzw. des Vaters geschrieben. So bekommt der Leser einen guten Eindruck der jeweiligen Persönlichkeit. Schon früh wird deutlich, dass da ein sehr unterschiedliches Paar geheiratet hat. Ab dem dritten Kapitel wird aus der Sicht der Tochter Ally geschrieben.
Am Anfang jeden Kapitels wird ein Gemälde beschrieben, das entweder vom Vater oder eines Freundes der Familie gemalt wurde.
Für mich als Leser war es manchmal schwer, die Erziehungsmethoden der Mutter auszuhalten. Zu sehen, dass eine Mutter ihrem Säugling keine Liebe entgegen bringen kann und Verhaltensweisen in der Pubertät als Hysterie einstuft, war unglaublich. Allerdings kommt dann auch sofort die Frage auf, ob wir heute mit unserer Erziehung alles richtig machen.
Ally stellt irgendwann die Frage: „Wie kann etwas erst richtig und dann falsch sein?“
Die jüngere Tochter May hat auch schon im ersten Roman der Autorin „Schlaflos“ eine Rolle gespielt. Leider konnte ich mich nicht mehr gut daran erinnern und so schaute ich mir das Buch noch einmal an. Leider habe ich es nur als Ebook und konnte daher nicht so schön blättern. Ich werde es mir doch mal als gebundenes Exemplar anschaffen müssen! Ein wenig hatte ich beim Drüberlesen den Eindruck, als würden die Schnittstellen nicht ganz passen.
Mit Freude habe ich auf der Webseite der Autorin gelesen, dass ihr neustes Buch eine Fortsetzung von „Wo Licht ist“ ist. Einen kurzen Augenblick dachte ich darüber nach, es auf Englisch zu versuchen, aber ich warte doch lieber die deutsche Übersetzung ab…
Sarah Moss, Wo Licht ist, Originaltitel: Bodies of Light, Mare-Verlag, ISBN 978-3-86648-233-3,
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