Elisabeth Graver: Die Sommer der Porters
Sonntag, 7. August 2016
Nachdem der Sommer bei uns im Norden lange brauchte, bevor er überhaupt angefangen hat, war ich immer auf der Suche nach einem Buch, das mir den Sommer bringen würde. Bei diesem Buch bin ich endlich fündig geworden.
Inhalt
Das Buch „Der Sommer der Porters“ beinhaltet eine Familiengeschichte über eine amerikanische Familie, die die Sommer in ihrem Sommerhaus an der Küste verbringt. Erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven. Erzählt über eine lange Zeitspanne: 1942 bis 1999.
Bea ist das Kindermädchen der Familie Porter. Aus Schottland ausgewandert hat sie Glück bei der reichen Familie, die sie hauptsächlich für ihre jüngste Tochter einstellt und dann fast ihr ganzes Leben dort verbringt. Das zweite Kindermädchen für die größeren Kindern wird zu ihrer eigenen Familie und Vertrauten. Sie beginnt die Erzählungen im Buch. Zu ihrer Zeit verbringt die Familie Porter noch ganze lange Sommer im Sommerhaus. Obwohl die Amerikaner 1942 einen Stützpunkt neben ihrem Haus errichten, genießen sie den Sommer.
Helen, die älteste Tochter der Porters erzählt einen weiteren Teil der Geschichte. Ihr Bruder ist im Krieg gefallen und die Trauer um den sympathischen Jungen hält noch Jahre an. Helen verbringt viel Zeit in Europa, bringt einen Ehemann mit in die große Familie. Sie möchte Karriere machen, aber die Geburt der vier Kinder hindert sie immer wieder daran. Ihr ältester Sohn Charlie ist sehr vielversprechend in der Schule und sie erwartet viel von ihm. Zu ihrer Zeit sind die Sommer im Sommerhaus kürzer. Man fährt an den Wochenenden und ein paar Wochen in den Ferien.
Charlie, Helens ältester Sohn, darf den größten Part der Geschichte erzählen. Während seine ersten Lebens- und Schuljahre von Erfolgen geprägt sind, entwickelt er sich bald zum schwarzen Schaf der Familie. Seine Eltern haben ihm und seinem Bruder in Kindertagen eine kleine eigene Hütte auf dem Grundstück ihres Sommerhauses gebaut. Die primitive Behausung wird für lange Zeit seine Heimat. Zu diesen Zeiten sind immer noch alle Familienmitglieder gerne an der Küste, aber das Sommerhaus wird zwischenzeitlich auch an Fremde vermietet. der Reichtum der Eigentümer schwindet und so werden auch Teile der Grundstücke verkauft und die heile Welt, in der Charlie aufgewachsen ist, fällt mehr und mehr in sich zusammen. Er kämpft noch eine Weile, muss aber am Ende den Umbruch akzeptieren.
Meine Meinung
Eine für mich typische amerikanische Familiengeschichte, ruhig erzählt. Ein wenig erinnerte sie mich an Die Schatten von Race Point.
Der Ort der Erzählungen ist fast immer das Ferienhaus der Familie, die Menschen verändern sich, einige sterben und neue Familienmitglieder kommen dazu. Eine ganz normale Familiengeschichte wie sie sich schon millionenfach abgespielt hat. Ganz normale Geschehnisse werden erzählt. Aus den kleinen Kindern werden Erwachsene mit ihren eigenen Geschichten und Problemen. Eigentlich nichts besonderes! Und trotzdem hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Oder vielleicht gerade deswegen? Weil es die Normalität ist?
In Beas Erzählstrang wird immer wieder gefragt, „was wäre wenn?“. Wenn sie sich damals anders entschieden hätte, wenn sie nicht nach Amerika gegangen wäre, wenn sie sich nicht für das Kind entschieden hätte. Diese Fragen machen mir bewußt, wie anders ein Leben sein kann, wenn nur minimale Dinge anders gelaufen wären.
Durch die große Zeitspanne des Romans (57 Jahre) muss der Leser sich immer wieder auf die neue Zeit einstellen und muss sich immer wieder neu mit den Protagonisten anfreunden.
Für mich endlich mal ein Sommerbuch, das den Namen verdient. Ich habe es im Schatten im Liegestuhl gelesen und mich wohlgefühlt im Sommerhaus am Meer.
Das Cover begeistert mich mal wieder sehr, wie schaffen die das von Mare eigentlich immer wieder?
Dieses Buch landet übrigens nicht in meinem Bücherregal. Ich werde es in meiner Ferienwohnung an der Ostsee für unsere Feriengäste zur Verfügung stellen. Vielleicht hat jemand Lust, es dort zu lesen.
Die Sommer der Porters, Elizabeth Graver, Übersetzung: Juliane Zaubitzer, ISBN 978-3-86648-223-4, OT: The End of the Point