Bloggerpreis Das Debüt 2019
Montag, 6. Januar 2020
Meine Entscheidung
Der Blog das Debüt lobt auch für das Jahr 2019 den Bloggerpreis für das beste Debüt aus. Dazu gab es eine Liste mit den eingereichten Titeln. Aus diesen haben die Macherinnen von Das Debüt eine Shortlist erarbeitet. Aus dieser wiederum dürfen Bloggerinnen und Blogger, die die Jury bilden, den besten Debütroman auswählen. Ich darf auch in der Jury mitmachen. Alle lesen die fünf Bücher der Shortlist und vergeben danach für die ihrer Ansicht nach besten drei Romane Punkte. Diese werden addiert und daraus ermittelt sich das Siegerbuch.
Die Shortlist
Hier nochmal zur Erinnerung alle Bücher der Shortlist, mit Verlinkungen zu meinen Rezensionen. In der Reihenfolge, in der ich sie gelesen habe:
Angela Lehner: Vater unser
Martin Peichl: Wie man Dinge repariert
Nadine Schneider: Drei Kilometer
Katharina Mevissen: Ich kann dich hören
Ana Marwan: Der Kreis des Weberknechts
Sehr gut gefiel mir an der Shortlist, dass vier der fünf Bücher aus kleineren, unabhängigen Verlagen stammen. Und ebenfalls waren vier Romane von Autorinnen. Interessant mutete an, dass die Mehrzahl aus Österreich stammen. Alle Romane waren auch relativ dünn, so dass ich als Jurymitglied auch nicht in Lesestress geriet.
Entscheidungsfindung
Jedes Jahr fällt es mir schwer die Punkte zu vergeben. Doch diesmal ganz besonders. Jedes der Bücher hat aus meiner Sicht Schwächen und Stärken. Diesmal habe ich weder einen klaren Favoriten, noch ein Buch von dem ich direkt sagte: dieses sicher nicht. Zum Glück konnte ich alle Bücher frühzeitig lesen und länger darüber nachdenken. Dabei habe ich besonders darauf geachtet, welches der Bücher mich auch später noch innerlich beschäftigt hat. Alle Bücher waren sehr unterschiedlich in Stil und Inhalt. Von daher war das eine vielfältige Auswahl. Ich kann leider nur drei Büchern Punkte vergeben. Das heißt zwei gehen leer aus.
1 Punkt
geht an Vater unser von Angela Lehner.
Der temporeiche Roman über die verrückte Eva, die versucht ihren magersüchtigen Bruder aus der psychiatrischen Anstalt zu retten und dabei die Familiengeschichte aufarbeitete hat mir gut gefallen. In wieweit ich Eva ihre Erzählungen glauben kann weiß ich immer noch nicht. Anspruchsvolle Unterhaltung mit einem Touch österreichischer Gemütlichkeit. Gut gefallen hat mir der Wechsel zwischen Irrsinn, Empathie, gruseliger Familiengeschichte und Landschaftsbeschreibungen. Angela Lehner heimste für dieses Buch bereits den Debütpreis des österreichischen Buchpreises ein.
3 Punkte
vergebe ich dem Debüt von Katharina Mevissen: Ich kann dich hören.
Dieses Buch war bei der ersten Durchsicht mein Favorit, da ein Buch voller Musik versprochen wurde. Da hat der Klappentext meiner Ansicht allerdings nicht ganz gestimmt. Leitthema war für mich Verständigung. Kommunikation durch Sprache, Gefühle, Handlungen, Gebärden und auch Musik.
Ich denke oft an Elide, die zum zweiten Mal alles aufgibt und ein wieder neues Leben beginnt. Auch die Idee der beschriebenen Geräusche, die mit dem Diktiergerät aufgenommen wurden gefiel mir sehr gut. Ich hätte mir noch eine Sicht der gehörlosen Schwester gewünscht und einen zusätzlichen Fokus auf Gebärdensprache. Bei diesem Roman überzeugte mich vor allem die unheimlich „bildhaften“ Beschreibungen von Musik und Geräuschen.
5 Punkte
bekommt von mir das Buch Drei Kilometer von Nadine Schneider.
Es war das Buch der Shortlist, das mich am häufigsten in meinen Gedanken weiter beschäftigte. Am meisten hat mich beeindruckt, dass die junge Autorin so einen großen Mut zur Lücke hatte. Damit meine ich nicht, dass dem Buch etwas fehlt. Ganz im Gegenteil. Sie hatte den Mut die Handlung auf einige wichtige Ereignisse zu beschränken. Andere hätten aus dem historischen Kontext eine dreibändigen Familiensaga mit jeweils 1000 Seiten verfasst. So konzentrierte sich die Handlung auf das für mich Wesentliche: Bleiben oder Flucht. Die seelischen Probleme durch die unmöglich zu treffende Entscheidung für die Freiheit oder gegen die Heimat. Die Ungewissheiten und Gefahren sind unabwägbar, egal welche Entscheidung die Protagonisten treffen. Ich stand noch nie vor solchen Entscheidungen, konnte mich aber gut Anna hineinversetzen.
Die Jury
Folgende Blogs waren noch dabei:
- Eva Jancak vom Blog Literaturgeflüster
- Jennifer Hahn vom Blog Lesen in Leipzig
- Marion Rave vom Blog schiefgelesen
- Mikka Gottstein vom Blog Mikka liest von A bis Z
- Petra Reich von LiteraturReich
- Ruth Justen von Ruth liest
- Fabian Neidhardt von mokita
- Ines Daniels von letteratura
- Oliver Bruskolini von zugetextet.com
- Marina Büttner von literaturleuchtet
- Tanja Geyer von lesen und mehr
- Katrin Faulhammer von Buchkati
Hast du auch einen Literaturblog und möchtest an der Jury teilnehmen? Dann melde dich bei den Macherinnen von Das Debüt.
Fazit
Jedes Jahr frage ich mich: bin ich willens die Zeit für meine Arbeit in dieser Jury aufzubringen? Jedes Jahr stelle ich fest: es lohnt sich. Ich habe vier junge Autorinnen und einen Autor kennengelernt. Von vier der fünf Bücher hatte ich ehrlich gesagt vorher noch nichts gehört. Ich hätte sie vielleicht nie gelesen. Damit hätte ich sehr gute Literatur verpasst.
Deshalb vielen Dank an die Organisatorinnen von Das Debüt, die unermüdlich Debütromane lesen um so eine spannende Shortlist zusammenstellen zu können.
Hallo Silvia,
Im diesem Jahr fand ich, dass es eine sehr ausgeglichene Shortlist war. Sora glich haben mir alle fünf Bücher was gegeben, wobei mir Angela Lehners Stil schon etwas zu „gewollt“ wirkte.
Doch jedes Buch hatte einen eigenen Stil in Sprache und Ton der Geschichte, diesen beibehalten und manches war für ein Debüt richtig gut erzählt.
Mit Nadine Schneiders Roman hat das Buch mit der in meinen Augen größten Wucht gewonnen. Da sieht man mal, dass es immer noch 89/90er Themen gibt, die erzählt und gehört werden wollen.
Liebe Grüße
Marc
Hallo Marc,
es war wirklich recht spannend, welces Buch de meisten Punkte bekommen würde.
Du hast uns in der Jury gefehlt! chön, das ich auf diesem Weg von dir höre.
Alles Gute
Silvia
Liebe Silvia, da waren wir uns mal ganz einig 😉 Liebe Grüße!
Dann weiss ich ja wessen Rezensionen ich besonders beachten sollte, liebe Petra.
Alles Gute
Silvia
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