Digitales Backwochenende
Samstag, 28. November 2020
Am Wochenende vor dem ersten Advent findet seit Jahrzehnten unser Backwochenende statt. Zu viert treffen wir uns bei Hamburg oder bei Köln und backen zusammen unsere Weihnachtsplätzchen. So sind vier ehemalige Kolleginnen über viele Jahre in Kontakt geblieben. Darüber haben wir hier auf dem Blog auch schon mehrmals berichtet. Doch dieses Jahr konnte auch diese Tradition nicht wie gewohnt stattfinden.
Was tun? Schnell entschieden wir uns zumindest zu zweit zu backen. Eine Woche vorher trafen wir uns schon in einem digitalen Raum, um uns über die Auswahl zu einigen. Das war schon mal nett, aber wegen der schlechten Übertragungsrate nicht so schön. Aber am Backtag wollten wir uns erneut digital treffen.
Unsere Lösung bestand in Tablets, die mit der gleichen Software ausgestattet sind und uns ein gutes Bild mit gutem Ton auch in der Küche und am Arbeitstisch erlaubten. Dadurch war es manchmal so, also ob wir gemeinsam in einem Haushalt zusammen sitzen würden.
Mittags gab es wie gewohnt belegte Brötchen und ein Glas Sekt. So konnten wir sogar gemeinsam anstossen!
Im folgenden beschreiben wir ein paar Situationen am Backwochenende aus Köln und Hamburg.
Köln: Schwarz-Weiß-Plage
Schwarz-Weiß-Gebäck gehört auf den Plätzchenteller. Sehe ich (Silvia) auch so. Aber ehrlich gesagt esse ich dieses Gebäck gar nicht so gern. Ich bin mehr der Fan von Nüssen und Marzipan. Beides fehlt bei diesen dekorativen Keksen. Ausserdem braucht man einiges an Geduld. Ich puzzle zwar gerne, aber nicht so gerne mit Teig. Normalerweise ist das die Aufgabe von Claudia und Christiane. Aber irgendwie hatten sich alle gegen mich verschworen. Ich sollte das auch mal machen. Nun müsst ihr wissen, dass ich immer diejenige bin, die beim Backen andauernd schimpft. Nach den ersten beiden Sorten habe ich schon keine Lust mehr. Und dann auch noch das! Ich denke, die anderen drei lachten sich halb schlapp über mich. Ich knetete und rollte und schnitt und puzzelte. Immer fluchend, zunehmend frustriert. Erst war der Teig zu hart, dann zu weich. Dann habe ich vergessen alles (zum kleben) mit Eigelb zu bestreichen. Doch irgendwann war es so weit und ich habe zwei Rollen mit Schachbrettmuster und zwei Rollen mit Schneckenmuster fabriziert. Das Ergebnis sah fast so gut aus wie sonst das von den beiden geduldigen Spezialistinnen.
Ihre Rechnung ist aufgegangen. Ich war stolz auf mich!
Hamburg: Karamellspezialisten
Wir Hamburger haben ein gutes Rezept gegen Stress. Die Teige unserer zugeteilten Kekse konnten sich gut vorbereiten lassen. Daher habe ich die meisten bereits am Freitag vorbereitet und so können wir entspannt in den Backtag starten.
So der Plan! Und dann kommen die Karamellkekse. Davon haben wir gleich zwei auf der Liste. Claudia hatte eine Sorte schon letztes Jahr gemacht und kann sich noch an das Drama erinnern. „Das Karamell wird so schnell hart!“ Kein Problem, dann machen wir es zusammen, das schaffen wir. Die Kekstaler liegen bereit, eine Macadamianuss liegt auch drauf, fehlt also nur noch der Karamell. Topf zwischen uns und los geht es. Mit einem Löffel sollen wir den Karamell darüberträufeln. Und dann geht auch hier das Fluchen los. Löffel geht nicht! Gabel vielleicht? Nee, auch nicht besser!! Vielleicht Schaschlickspieße? Keine gute Idee! Aua, ist das heiß! Schnell den Finger in den Mund und schon klebt das Karamell an den Zähnen fest. Ich liebe Karamell, aber nicht in der Plombenziehervariante! Mist, das Zeug muss wieder auf den Herd. Nochmal richtig heiß machen, lange rühren und plötzlich geht es viel besser. Zum Schluß dann doch noch mit dem Löffel.
Puh! Und das gleiche nachher noch einmal….
Köln: Fehler
Manchmal klappt es mit dem Backen einfach nicht. Wie jedes Jahr probierten wir uns auch an neuen Rezepten. Auf dem Kölner Plan standen Kokos-Orangen-Taler. Da klappte gar nichts. Christiane mühte sich mit dem Teig ab, er hatte eine sehr matschige Konsistenz. Allerdings ließ sich das Originalrezept da auch nur relativ diffus darüber aus wie das aussehen sollte. Wir formten mühsam kleine Häufchen aus der Pampe und schoben Sie in den Backofen. Sie verdreifachten dort sehr schnell ihre Grundfläche, so dass auch die großzügigen Abstände schnell bedeckt waren. Wir gaben mehrmals mehr Zeit dazu, weil das Ergebnis immer noch halb flüssig war. Mühsam zogen wir die unappetitlich aussehenden Fladen vom Backpapier. Das Ergebnis war unansehnlich, aber lecker. Da alles noch mit Schokolade verziert werden sollte war also alles im grünen Bereich.
Doch leider hatte die gekaufte weiße Schokolade einen weichen Kern. Das heißt, sie wurde nicht mehr richtig fest, nachdem wir sie im Wasserbad erhitzten. Doch davon lassen wir uns nicht aufhalten. Wir nahmen einfach dunkle Schokolade. Etwas goldener Glitzer darüber: fertig. Jetzt sahen die Kekse gut aus und lecker waren sie auch noch. Der Orangengeschmack kam sehr gut durch, die dunkle Schokolade passte sehr gut dazu.
Voller stolz präsentierte Christiane sie über das Tablett den Hamburgerinnen und fragte mich, wie sie denn heißen würden. Ich: Kokos-Orangen-Taler. Christiane wurde blass, das Lächeln erstarb: „Ich habe die Kokosraspeln vergessen“. Ich musste herzlich lachen: deshalb war der Teig so seltsam! Aber was soll’s: wir hatten Orangen-Ohne-Kokos-Taler kreiert. Hauptsache lecker.
Hamburg: Ausstechplätzchen
In Hamburg laufen die restlichen Plätzchen reibungslos. Allerdings haben wir uns auch nicht so viel vorgenommen wie die Kölner. Die sind einfach immer fleißiger. Ich bin immer die Faule. Außerdem sehe ich als Fotografin in jedem Keks eher das Modell und nicht den Geschmack! Daher bin ich auch dieses Mal etwas unzufrieden. Keine Ausstechkekse und auch wenige dekorative Plätzchen. Das müssen wir ändern! Rasch einen schnellen Ausstechteig angerührt, kaltgestellt, ausgestochen und gebacken. In Claudias Wundertüte gewühlt und Farben und Augen hervorgezaubert. Das Icing ist schnell gemacht. Es werden wunderschöne Exemplare. Wir sind sehr zufrieden. Nur – wieso sieht das eigentlich so aus, als würden die aus der Kölner Fraktion kommen? Der Kölner Dom! Und unsere Schiffchen sehen eher nach Karnevelskappen aus. Hier fehlen uns eindeutig die Hamburger Förmchen. Wir überlegen, welche es überhaupt gibt. Uns fällt nur die Elbphilharmonie ein. Da müssen wir noch recherchieren. Mal sehen, ob wir nächstes Jahr auch ein paar Hamburger Kekse kreieren können.
Backlist
Diese Sorten standen dieses Jahr auf unserem Plan. Ein paar weniger als sonst, aber doch schon beachtlich.
In Köln wurde folgendes gebacken
Nougatkipferl
Spritzgebäck
Schwarz-Weiß-Gebäck
Spicy Pfefferkekse
Spaghettikekse
Zimtsterne
In Hamburg wurde auch gezaubert:
Vanillekipferl
Husarenkrapferl
Pfaffenhütchen
Walnuss-Karamell-Taler
Marzipan-Nougat-Kekse
Dann gab es insgesamt noch sieben neue Sorten. Diese müssen wir erst ausgiebig probieren und dann entscheiden, ob sie auch den Weg auf den Blog finden werden.
Insgesamt war das ein toller Tag, ganz anders als sonst. Uns fehlten natürlich die vielen kleinen Gespräche am Rande. Sonst sind wir ein ganzes Wochenende zusammen, diskutieren große und kleine Probleme. Diese Nähe fehlte dann eben doch. Eine Sache fiel übrigens ziemlich aus dem Rahmen. So gesund wie dieses Mal waren wir wohl noch nie! Sonst war häufig eine von uns krank, hatte Husten oder Schnupfen. Die Maskenkultur hilft eindeutig auch gegen normale Erkältungen.
Wir drücken dann jetzt alle ganz fest die Daumen, dass wir diese Form des Backens im nächsten Jahr nicht wiederholen müssen.
Samstagsplausch
Diesen Beitrag veröffentlichen wir im Zusammenhang mit dem Samstagsplausch vom Blog Andrea Karminrot. Schaut dort gerne mal rein, jeden Samstag kommen dort sehr vielfältige Beiträge zusammen.
Schön, dass Ihr uns an Eurem Backtag habt teilnehmen lassen. Ich habe mich köstlich amüsiert. Zu gut kenne ich den Ärger, wenn etwas nicht so klappt wie erhofft und die ganze Mühe für die Katz war. Aber gemeinsam kann das dann sogar in Spaß ausarten. Lasst sie Euch schmecken!
Herzliche Grüße sendet Gabriele
Hallo Gabriele,
ganz genau: zusammen macht einfach alles Spaß, auch die Pannen.
Liebe Grüße
Silvia
Ich war heute tatsächlich motiviert eure Kekse nach zu backen. Spritzgebäck fand ich prima. Ich habe eine halbe Portion angerührt und ab damit in den Ofen. Am Ende hatte ich süße und leckere Hippen.
Ich habe jahrelang mit meiner Freundin Pralinen gebastelt. Dieses Jahr wird das wohl nichts. Virtuell mag ich dieses beieinander gar nicht ausprobieren.
Schön, dass ihr diesen Samstag dabei seid.
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Andrea,
schön, dass es dir wieder gut geht.
Pralinen habe ich schon ewig nicht mehr gemacht. Eine gute Anregung!
Liebe Grüße
Silvia
Die Kölner Kekse haben mich sehr zum Schmunzeln gebracht! Aber auch sonst, eine so schöne Idee mit rundum leckeren Ergebnissen. Ob man bei den Karamellkeksen Füge, also weiche Bonbons durchschneiden und die Nuss da rein stecken kann? Und bei den Orangentälern vielleicht auf Öllagen Portionsideen, mit Löffeln?
Jedenfalls würde ich zu gern alle probieren
Habt einen schönen Adventssonntag
Liebe Grüße
Nina
Hallo Nina,
Gute Ideen hast du da! Probiere es mal aus.
Die Orangen-Taler hat meine Freundin inzwischen mit Kokos erneut gebacken. Da gab es plötzlich keine Probleme mehr. Ich bin gespannt, wie sie schmecken.
Viele Grüße
Silvia
Immer her damit, das Hüftgold braucht Zuwächse… wobei die Plätzchen eher vom Konditor kommen, denn aus dem eigenen Backofen. Seufz* so sehr mir die Lebkuchen & Co. zu sagen, die Pfriemelei ist nicht mein Ding… oder hinterher nach desolaten Ergebnissen frustriert die Küche säubern zu müssen. Nee, meine Bewunderung gehört Dir!
Süße Lebkuchengrüße von Heidrun
Hallo Heidrun,
Zum Glück gibt es auch viele leckere Kekse die sehr schnell gemacht sind.
Das ist normalerweise meine Spezialität.
Liebe Grüße
Silvia